 Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Polen
Geschrieben am 22-10-2007 |
Mainz (ots) - Applaus, Applaus!
Der bedingungslos rückwärts gewandte Scharfmacher ist gefeuert, ein
in die Zukunft blickender Versöhner mit großer Mehrheit gewählt. Der
Rest Europas applaudiert den Polen - mit Recht. Denn unsere östlichen
Nachbarn haben wieder einmal bewiesen, dass sie sich sehr gut selbst
zu helfen wissen, wenn es darauf ankommt. Und es ist darauf
angekommen, denn die Art und Weise, wie die Zwillingsbrüder Kaczynski
das Land regiert, vor allem aber repräsentiert hatten, führte zu
einer katastrophalen politischen Isolierung, und zwar in alle
Himmelsrichtungen. Wer nicht zur Wahl geht, wie vor zwei Jahren die
meisten Polen, überlässt den wohlorganisierten Konservativen vor
allem auf dem Land das Feld. Das Ergebnis hieß Kaczynski. Die
Wahlbeteiligung am vergangenen Sonntag war die höchste seit dem Ende
des Kommunismus 1989. Nichts dokumentiert besser, dass die Menschen
begriffen haben, was sie sich selbst angetan hatten. Wird Polen nun
ein konziliantes und kooperatives Mitglied der europäischen
Völkerfamilie? Darauf sollten vor allem die Deutschen nicht unbedingt
wetten. Denn neben den indiskutablen Unflätigkeiten, die die
Regierung Kaczynski für Politik hielt, gibt es sehr wohl auch
handfeste politische Probleme zwischen Warschau und Berlin. Die
Position der Vertriebenenverbände und die geplante Gasleitung von
Russland nach Deutschland an Polen vorbei sind nur zwei Themen, die
auf eine Lösung warten. An ihnen kann auch Wahlsieger Donald Tusk bei
aller Liberalität nicht vorbei. Wer also helfen will, Polen endgültig
in eine europäische Zukunft zu führen, wird ihm entgegenkommen
müssen, und zwar bei beiden Themen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Melanie Wied
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Fax: +49-(0)6131/48-5868
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