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Allg. Zeitung Mainz: Höckers Bilder (zu Auschwitz-Fotos)

Geschrieben am 21-09-2007

Mainz (ots) - Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nichts außer
den Bildern der Opfer selbst zeigt den Wahnsinn des
industrialisierten Massenmords in Hitlers Konzentrationslagern
deutlicher als der Blick auf gut gelaunte Frauen und Männer, die sich
jenseits ihres Mörder-Handwerks ein paar entspannte Augenblicke
gönnen: Lachende SS-Helferinnen, adrett und mit modischer Tolle im
Haar, ein singender SS-Mann mit Schifferklavier: So schön und
unbeschwert kann das Leben sein, wenn einem kein anderer das Recht
darauf nimmt. Die Bilder aus dem Album des Adjudanten Karl Höcker,
der dem letzten Kommandanten von Auschwitz, Richard Baer, unterstand,
und die jetzt vom Holocaust-Museum in Washington D.C. veröffentlicht
worden sind, zeigen aber auch eine Reihe der Haupttäter dort, unter
ihnen der sonst nur selten abgelichtete KZ-Arzt Mengele. Es ist die
Alltäglichkeit dieser Fotos, die auch mehr als sechzig Jahre später
so sehr schockiert. Denn am deutlichsten zeigen die Bilder genau das,
was darauf gar nicht zu sehen ist. Es ist eine Mauerschau des
Grauens, obwohl für eine authentische Vorstellung von einer Fabrik
zur Vernichtung von Menschen wohl niemandes Phantasie jemals
ausreichen wird. Heute feiern jüdische Menschen auch in Deutschland
das Fest Jom Kippur, ihren höchsten Feiertag. Er ist ein strenger
doppelter Fastentag und gilt der Reue, der Versöhnung mit Gott und
der Vergebung gegenüber jedermann, auch der Seelen der Toten. Jom
Kippur ist der zehnte Tag des neuen jüdischen Jahres 5768, das am
vorvergangenen Mittwoch, dem Tag, an dem nach der Überlieferung das
Buch des Lebens von Gotteshand aufgeschlagen wird. Darin sind die
Taten der Menschen aufgezeichnet. Alle Taten. Aller Menschen. Auf
Höckers Bildern blinzeln SS-Offiziere aus Liegestühlen in die Sonne;
entspannt und fröhlich wie die Gruppe von Aufseherinnen, die in die
Kamera strahlt. Das alles sind keine blutrünstigen Monster. Es sind
ganz normale Menschen, Menschen wie du und ich. Das ist, was trifft.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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