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Landwirtschaft und Industrie fordern praktikable Pflanzenschutzpolitik / Gemeinsame Pressekonferenz der Agrarverbände in Brüssel

Geschrieben am 10-09-2007

Brüssel (ots) - Mit Sorge verfolgt die deutsche Agrarwirtschaft
die Fortschreibung der Pflanzenschutzpolitik in Europa. Derzeit wird
die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln neu geregelt. Außerdem ist
eine Richtlinie mit gemeinsamen Vorgaben für den nachhaltigen Einsatz
von Pflanzenschutzmitteln in Arbeit. Die Landwirte befürchten, dass
zahlreiche Pflanzenschutzmittel verloren gehen und die neuen Auflagen
ihre Wettbewerbsfähigkeit empfindlich beeinträchtigen könnten. Die
Industrie sieht ihre Möglichkeiten stark beschnitten, innovative
Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband
(DRV), der Bundesverband des Großhandels mit Dünge- und
Pflanzenschutzmitteln (BGDP), der Bundesverband der Agrargewerblichen
Wirtschaft (BVA) und der Industrieverband Agrar (IVA) als
Zusammenschluss der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in
Deutschland appellieren deshalb in einer gemeinsamen Position an
Kommission und Europäisches Parlament, auf Überregulierungen zu
verzichten und die Vorschriften für die Anwendung praktikabel zu
gestalten.

"Die Kommission sagt, dass sie mit der neuen Zulassungsverordnung
die Innovation im Pflanzenschutz fördern will; herausgekommen ist
eine Innovationsbremse ersten Ranges", erklärte IVA-Präsident Hans
Theo Jachmann vor der Presse in Brüssel. Der Datenschutz für die
forschungsintensive Industrie soll erheblich vermindert werden. Dann
aber lohnen sich Investitionen in Neu- und Fortentwicklungen nicht
mehr für die Unternehmen.

Außerdem könnte sich der Marktzugang für innovative
Pflanzenschutzmittel erheblich verzögern. Künftig soll zudem nicht
mehr das tatsächliche Risiko einer Pflanzenschutzmaßnahme für eine
Zulassung entscheidend sein, sondern die theoretische Gefahr, die vom
konzentrierten Wirkstoff ausgeht. Dadurch könnten bis zur Hälfte
aller Pflanzenschutzmittel vom Markt verschwinden. "Viele Schädlinge
und Krankheiten, vor allem bei Obst und Gemüse, können dann nicht
mehr behandelt werden", so Jachmann.

Für Friedhelm Decker, den Umweltbeauftragten des Deutschen
Bauernverbands (DBV) und Vorsitzenden der Beratenden Gruppe
Landwirtschaft und Umwelt der EU-Kommission, ist die von der
Kommission vorgeschlagene zonale Zulassung ein "wichtiger Schritt"
zur Harmonisierung der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Europa.
"Die landwirtschaftlichen Betriebe stehen mit ihren Erzeugnissen im
internationalen Wettbewerb. Es ist nicht länger tragbar, dass bei der
Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in jedem EU-Land
unterschiedliche Bedingungen gelten" betonte Decker. Dies sei für die
Landwirte ein erheblicher Wettbewerbsnachteil, für die Verbraucher
eine Mogelpackung. Decker kritisierte aber die drohende weitere
Nationalisierung der Pflanzenschutzmittel-Zulassung, die sich aus den
Vorschlägen des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments ergebe.
Hiermit sei das Ziel eines europäischen Binnenmarktes ad absurdum
geführt.

Auf erheblichen Widerstand stoßen beim Deutschen Bauernverband die
Forderungen aus dem Umweltausschuss des Europäischen Parlaments, die
Auflagen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln deutlich
auszudehnen. Die Gefahr der Überregulierung und übermäßigen
Einschränkung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sei
offensichtlich. Decker verwies auf die großen Fortschritte beim
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Hierzu zählten verbesserte
Anwendungstechniken, innovative Mittel, gestiegenes Bewusstsein der
Landwirte und die schnelle und konsequente Umsetzung
wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis. Damit verfolgten die
deutschen Landwirte erfolgreich das Ziel einer nachhaltigen
Landwirtschaft, die Landbewirtschaftung möglichst effizient und
Umwelt schonend zu betreiben.

"Wir können hochwertige Nahrungsmittel nur erzeugen und
vermarkten, wenn wir über eine breite Palette von
Pflanzenschutzmitteln verfügen", erklärte Volker Petersen,
Stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Raiffeisenverbands
(DRV). Bei Kirschen beispielsweise sei die Toleranzschwelle des
Verbrauchers bereits mit der ersten Made überschritten. Die
Mitgliedsunternehmen des DRV versorgen die Landwirtschaft einerseits
mit den notwendigen Betriebsmitteln und vermarkten andererseits die
landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

Auch Petersen begrüßte die Pläne für eine zonale Zulassung.
"Vorrangiges Ziel muss sein, die Zulassungen schnell und möglichst
flächendeckend zu erhalten." Eine gegenseitige Anerkennung müsse
zudem auch über die Zonengrenzen hinweg möglich sein. Wein
beispielsweise werde sowohl in der südlichen als auch in der
mittleren Zone angebaut.

Im Sinne des freien Warenverkehrs pocht der Stellvertretende
DRV-Generalsekretär auf klare Regelungen zum grenzüberschreitenden
Handel und zur Abgabe an die landwirtschaftlichen Verwender. Nur mit
verbindlichen Vorgaben könnten die angestrebten Schutzziele auch
eingehalten werden, so Volker Petersen.

Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist
der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und
agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern
der 44 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz,
Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Originaltext: Industrieverband Agrar e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16070
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_16070.rss2

Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Hannelore Schmid
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 177 8772222
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: schmid.iva@vci.de
www.iva.de


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