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Westdeutsche Zeitung: Pendlerpauschale = von Christoph Lumme

Geschrieben am 06-09-2007

Düsseldorf (ots) - Wenn ein Handwerker pfuscht, dann wird er
verklagt und muss nachbessern. Warum sollte es der Bundesregierung
mit ihrer gekürzten Pendlerpauschale anders ergehen? Das Gesetz ist
handwerklich miserabel gemacht; es ist ungerecht und verstößt gegen
das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes, denn es bevorzugt einseitig
solche Pendler, die große Entfernungen zwischen ihrem Wohn- und
Arbeitsort zurücklegen.
Wer argumentiert, der Staat müsse diejenigen Menschen unterstützen,
denen ein schnell getakteter Arbeitsmarkt ein Höchstmaß an Mobilität
abverlangt, verkennt die Realität: Es bleibt die freie Entscheidung
eines jeden einzelnen, in die Stadt seiner Arbeitsstätte zu ziehen
und höhere Mieten in Kauf zu nehmen oder eben im billigeren Umland zu
leben.
Weil sich die Entscheidung für die grüne Wiese in den vergangenen
Jahrzehnten finanziell rechnete, verzeichnete Deutschland einen
Massen-Exodus aus den Städten. Mit verheerenden Folgen: Längst sind
die ehemaligen Naherholungsgebiete der Ballungsräume heillos durch
Vororte zerfressen, längst ist der Verkehrsinfarkt auf Autobahnen
alltäglicher Albtraum, längst hat man sich damit abgefunden, dass
Pendler an jedem Arbeitstag zehntausende Tonnen Klimagift in die
Atmosphäre blasen.
Man kann niemandem verübeln, sich für ein Haus auf dem Land
entschieden zu haben. Aber ein solches Siedlungsverhalten in Zeiten
des Klimawandels und aufziehender Energiekrisen noch staatlich zu
belohnen, ist umweltpolitischer Irrsinn. Wer einerseits die
Landschaft mit Windkraftanlagen verspargelt, kann nicht andererseits
den Weg in die totale Pendlergesellschaft subventionieren und
diejenigen bestrafen, die in der Nähe ihrer Arbeit wohnen.
Intelligenter im Sinne einer steuernden Umweltpolitik wäre es, bei
zunehmender Distanz weniger für jeden gefahrenen Kilometer zu zahlen.
Das jedoch ließe sich noch immer juristisch anfechten, denn auch
diese Lösung würde gegen das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes
verstoßen.
Damit bleibt die schmerzhafteste Lösung zugleich die vernünftigste
und gerechteste: Weil die Arbeit eben am Werkstor beginnt und die
Wahl des Wohnortes frei ist, gehört die Pendlerpauschale abgeschafft.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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