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LVZ: Leipziger Volkszeitung zur rassistischen Gewalttat von Potsdam

Geschrieben am 21-04-2006

Leipzig (ots) - Beängstigend
Von Dieter WonkaEin waghalsiges Motto haben wir uns gewählt, um
Deutschland als besonders perfekten WM-Gastgeber zu präsentieren:Zu
Gast bei Freunden. Das war erschreckend gut gemeint, weil viele schon
vor dem Potsdamer "Nigger"- und "Einzelfall" wussten, wie schwer es
werden würde, Fremde in bestimmten Gegenden gut und unversehrt zu
beherbergen.
Wenigstens mit einer blitzschnellen Aufklärung des Mordversuchs von
Potsdam sollte ein wenig Ordnung ins Chaos gebracht werden. Ehe der
mustergültig integrierte Deutsch-Afrikaner Ermyas M. ins Koma
geprügelt wurde, riefen die Täter ihm "Nigger" zu. Bis jetzt rätseln
manche an wichtigster Stelle noch, ob es sich bei der Tat um ein
fremdenfeindliches Verbrechen handelt. Erfreulicherweise beweist der
Generalbundesanwalt mehr Haltung als der ums Image besorgte
Innenminister.
Verschreckt über den Schaden für das Fußball-Fest - oder auch nur
zynisch kalkulierend?- machte Bundesinnenminister Schäuble die
untergegangene DDR für besonders üble Rechtsradikale verantwortlich.
Einige der heutigen Täter haben die DDR nur in Windeln erlebt.
Rechtsradikale und rassistische Übergriffe als Ost-Phänomen?Das wäre
doch so ganz nach dem Geschmack der Blaulicht- und Gipfel-Politiker -
und morgen wieder zurück zur Tagesordnung. So einfach ist die Welt
nicht. Auch wenn es eine beängstigende Häufung fremdenfeindlicher
Umtriebe in den neuen Ländern gibt.
Die Nazi-Szene schwappte von Westdeutschland in den Osten.
Werteverlust in der Erziehung, Arbeitslosigkeit und soziale
Perspektivlosigkeit als lang anhaltendes Massenphänomen, die
gesellschaftliche Kultur der Gleichgültigkeit sind nicht ursächlich
ost- oder westdeutsch. Auch wenn sie mancherorts im Osten auf
ungeregeltere Strukturen treffen. Ganz abgesehen davon, dass sich
kriminelle Taten nicht sozialisieren lassen, nur weil es auch soziale
Hintergründe gibt.
Der todkrank geschlagene Ermyas M. als tragischer Einzelfall?Das wäre
noch der beste Trost in dieser so wütend und hilflos machenden
Einzelfall-Republik. Ein Blick auf die Nachrichten aus der
rechtsextremen Szene von gestern klärt auf:Ein 16-Jähriger wird in
Rheinsberg misshandelt;das Landgericht Neubrandenburg verurteilte
vier Täter wegen gefährlicher Körperverletzung; ein Schwarzafrikaner
ist in Magdeburg angegriffen, an anderer Stelle der Stadt ein
24-Jähriger krankenhausreif geschlagen worden. Vor Jahren hieß es:
Jetzt der Aufstand der Anständigen. Das würde auch die WM-Gäste
beeindrucken.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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