| | | Geschrieben am 27-06-2007 WAZ: Die Empörung im Fall Marco: Politik und Justiz, zwei Ebenen - Leitartikel von Stefan Wette
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 Essen (ots) - Allmählich kommt Licht in den Fall Marco. Und es
 scheint, dass es sich um einen fast normalen Kriminalfall handelt.
 Denn dass es nur ein harmloser Urlaubsflirt zweier Jugendlicher mit
 Händchenhalten und Knutscherei war, wie es anfangs wohl allein von
 Marcos Eltern in die Öffentlichkeit gebracht wurde, das hat sich
 nicht bestätigt. Die Einleitung eines Verfahrens durch deutsche
 Staatsanwälte zeigt, wie ernst das Strafrecht den Schutz der
 Sexualität Minderjähriger nimmt. Unaufgeregt muss geprüft werden, vor
 allem natürlich in der Türkei, was dem 17-jährigen Schüler aus Uelzen
 vorzuwerfen ist.
 
 Einige Politiker, zum Teil auch wir Journalisten, neigen dazu,
 sich vorschnell festzulegen. In Parteien, Ministerien und Redaktionen
 ist nur selten Verständnis anzutreffen für die nach außen bedächtig
 wirkende, auch eigene Fehler selbst korrigierende Arbeit der
 Strafjustiz. Politik und Justiz - das sind zwei Ebenen. Dass
 Bundesaußenminister Steinmeier sich jetzt für die Freilassung eines
 im Ausland inhaftierten Deutschen einsetzt, ist ja noch in Ordnung.
 Aber er hätte ahnen können, dass es auch in der Türkei förmliche
 Ermittlungen gibt und Gründe, einen jungen Mann zehn Wochen in Haft
 zu halten.
 
 Aber sogar der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker
 sieht sich noch am Mittwoch veranlasst, die Türkei zu warnen. Und der
 SPD-Europaabgeordnete Vural Öger prophezeit am selben Tag einen
 Freispruch für den Schüler, weil angeblich das Image der Türkei auf
 dem Spiel steht. Hat einer von denen, die sich so lautstark empören,
 eigentlich je in einem gewöhnlichen Strafprozess gesessen? Es macht
 sich auch niemand Gedanken darüber, was England sagen würde, wenn auf
 Grund deutschen Einflusses einem britischen Kind und dessen Eltern
 die Strafverfolgung des möglichen Täters in der Türkei verwehrt
 bliebe.
 
 Diskutieren lässt sich über harte, manche sagen unmenschliche
 Haftbedingungen in der Türkei. Interessanterweise hat Marco selbst
 sich an dieser Kritik nicht beteiligt, als er von einem türkischen
 Journalisten interviewt wurde. Dass Knäste im Ausland nicht angenehm
 sind, ahnt allerdings jeder. Und seit Siegburg wissen auch wir, dass
 ein Jugendgefängnis in Deutschland ebenfalls kein Luxushotel ist.
 
 Dem Fall wird es gut tun, wenn die öffentliche Empörung sich legt
 und er schnell verhandelt wird. Dann auch mit der Zurückhaltung, die
 ein minderjähriges Opfer und ein jugendlicher Täter verdient haben.
 Wenn sie es denn sind.
 
 Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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