(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Globalisierungsgegnern

Geschrieben am 18-05-2007

Leipzig (ots) - In der Verbal-Schlacht um den G8-Gipfel werden die
Argumente immer bizarrer. Die globalisierungskritische Organisation
Attac warnt vor russischen Verhältnissen bei der
Demonstrationsverhinderung. Der CDU-Rechtspolitiker Wolfgang Bosbach
befürchtet, dass Protestler in Heiligendamm über den Zaun springen.
Beide Aussagen sind völlig übertrieben und dienen lediglich dem
Zweck, die sowieso aufgeheizte Stimmung weiter zu befeuern. Dies ist
jedoch das Letzte, was Bundesregierung, Sicherheitskräfte, Protestler
und die ohnehin gebeutelten Einwohner vor Ort brauchen können.

Attac hat sich bislang in begrüßenswert eindeutiger Weise von
militanten Randalierern distanziert, auch Neu-Mitglied Heiner Geißler
weiß dies zu schätzen. Dieses Bündnis will gewaltlosen Protest, kann
aber selbstverständlich nicht für jeden Mitläufer die Hand ins Feuer
legen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass man bei Attac weiter Ruhe
bewahrt, mit Sicherheitsbehörden zusammenarbeitet, radikalisierten
Demonstranten die Plattform entzieht. Auch, wenn
CDU-Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die linke Szene mit
angekündigter Vorbeugehaft in Sammelstellen reizt. Auch, wenn die
Polizei nach ihren Razzien keinen der gesuchten Brandstifter
präsentieren kann. Auch, wenn das Versammlungsrecht durch eine neue
Bannmeile rund ums Gipfelgelände empfindlich eingeschränkt wird: Von
russischen Verhältnissen - also willkürlicher Staatsgewalt gegen
Oppositionelle, ermordeten Regimekritikern, gewalttätigen
Polizeitruppen - ist Deutschland so weit entfernt wie Heiligendamm
von Nowosibirsk.

Selbst, wenn es schwer fällt: Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
wie Attac sind besser damit beraten, auf die kooperativen Bemühungen
der Regierung Merkel zu schauen als auf das sicherheitspolitisch
indiskutable Verhalten einzelner Unionsvertreter. Die Bundeskanzlerin
hat sich als erste G8-Gastgeberin mit NGOs getroffen. Ein kluges
Zeichen, das von Protestlern respektiert wird. Außerdem nimmt die
Regierung mit den Gipfel-Themen Afrika und Bekämpfung von Aids und
Armut wichtige Anliegen des Protests auf die Tagesordnung. Der
Respekt für Merkel wird allerdings nur von Dauer sein, wenn sie es
nicht bei Symbolpolitik belässt. Momentan hinken die führenden
Industrienationen ihren Versprechen zur Armutsbekämpfung weit
hinterher. Auch Deutschland hübscht sich die Statistiken durch die
Verrechnung mit erlassenen Schulden auf.

Globalisierungskritiker rechnen nicht ganz unberechtigt mit
dürftigen Ergebnissen. Schließlich sitzen mit Bush, Putin und Blair
drei Politiker am Ende ihrer Amtszeit am Verhandlungstisch. Sicher
ist nur eines: Niemand wird sie beim Gefeilsche um Klimaschutz,
Welthandel und Armutsbekämpfung stören. Bosbachs Vision,
Demonstranten könnten über den Zaun hüpfen, um Bush & Co. die Meinung
zu geigen, ist purer Unsinn und zeigt, dass er das Sperrwerk noch
nicht in natura gesehen hat. Denn eines ist bei diesem Gipfel sicher:
Kein Staatschef muss im Angesicht von Bürgern Rechenschaft über sein
Handeln ablegen. Ob dies gut ist, ist eine andere Frage.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/2181 1558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

71511

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zu Kronzeugenregelung Frankfurt/Oder (ots) - Wer sich die Realität der Jahre 1989 bis 1999 anschaut - die Geltungsdauer der alten Kronzeugenregelung -, kommt zu einem nüchternen Befund. In lediglich 23 Verfahren ist seinerzeit ein Beschuldigter als Kronzeuge aufgetreten. Große Durchbrüche bei der Aufklärung schwerer Straftaten wurden dabei nicht erzielt - was schließlich der Grund war, die Regelung auslaufen zu lassen. Originaltext: Märkische Oderzeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55506 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55506.rss2 mehr...

  • Wiesbadener Kurier: Donnergipfel - Matthias Friedrich zu Russland und EU Wiesbaden (ots) - Es hat kräftig gedonnert beim Russland-EU-Gipfel an der Wolga. Aber von einer reinigenden Wirkung des Gewitters kann nach den Gesprächen Angela Merkels mit Wladimir Putin keine Rede sein. Noch mehr als die mit brutaler Offenheit benannten sachlichen Differenzen sorgt die beim russischen Wahlvolk überaus gut ankommende polemisch-trotzige Abgrenzungspolitik des Kreml gegenüber dem Westen für eine Fortsetzung der angespannten Atmosphäre. Mehr als eine geschäftsmäßig-distanzierte Kontaktpflege zwischen Europa und Russland mehr...

  • Rheinische Post: Angela Merkel undiplomatisch Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels Der erneut demokratiewidrig festgesetzte russische Oppositionelle Garri Kasparow kühlte das lausige Gipfel-Klima EU-Rußland gestern zusätzlich herunter. Kasparow forderte die Kanzlerin der Mittelmacht Deutschland, die noch ein paar Wochen als EU-Ratspräsidentin große Robe trägt, zu nichts Geringerem auf, als Putin den Kopf zu waschen. Kasparow sollte als früherer Schachweltmeister wissen, dass Merkel in dem innerrussischen Spiel bloß den Bauern bewegen, Putin jedoch mit Dame, Turm und Springer mehr...

  • Rheinische Post: Herz und Nieren Düsseldorf (ots) - Von Horst Thoren Wem es ums nackte Überleben geht, sind wir Menschen zu allem bereit. Auch dazu, größere Summen aufzubringen, in der Hoffnung, sich vom Tod freikaufen zu können. Darauf hat offenbar der Klinikchef in Essen spekuliert, dem vorgeworfen wird, Termine für Krebsoperationen gegen Spenden vergeben zu haben. Ruchlose Geschäftemacher in aller Welt setzen auf die Angst vor dem Tod und betreiben einen schwunghaften Handel mit Organen. Allzu viele Menschen warten auf Spenderherz, -niere oder -lunge. Zu wenige mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Rücktritt von Weltbank-Chef Wolfowitz Ein Lehrstück Cottbus (ots) - Es sagt einiges aus über die zunehmende Isolierung der Bush-Regierung, dass der Weltbank-Chef Paul Wolfowitz trotz der Treueschwüre des Präsidenten jetzt den Hut nehmen muss. Denn der Mann ist nicht allein, noch nicht einmal in erster Linie über seine frivolen Gehaltserhöhungen für die Lebensgefährtin gestolpert. Er hat in den wenigen Monaten bei der Bank all die Fehler wiederholt, die auch all die anderen außenpolitischen Dummheiten der derzeitigen US-Regierung charakterisieren: eine fast schon unerträgliche Mischung aus mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht