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WAZ: Chirac geht, Sarkozy kommt - Neuer Stil im Elysee - Leitartikel von Joachim Rogge

Geschrieben am 15-05-2007

Essen (ots) - Der König ist tot, es lebe der König. Mit allem
Pomp, den die Republik zu bieten hat, wird Frankreich Jacques Chirac
heute in den Ruhestand verabschieden - und seinem Nachfolger Nicolas
Sarkozy den Thron bereiten. Der Wechsel im Elysée-Palast markiert
nicht nur generationsmäßig eine Zäsur, sondern bietet auch politisch
die Chance auf einen wirklichen Neubeginn nach einem
Vierteljahrhundert am Ende stets amtsmatter Präsidenten.

An Chirac hatte sich das Land gewöhnt. Weder innig geliebt noch
abgrundtief verhasst, war er Teil der Familie, mehr sympathischer
Kumpel als fordernder Chef. Seine Mitbürger behelligte er nicht mit
übertriebenem Reformdrang. Und wenn er sich tatsächlich aufmachte,
Wege vorzugeben, hagelte es Niederlagen und Blamagen.

Stoisch hat er alles ausgesessen, die Krisen und Erschütterungen
im Inneren, die große Krise in Europa, an der er seinen gewichtigen
Anteil hat. Dem Land ist soviel Phlegma, soviel Passivität und
Orientierungslosigkeit nicht gut bekommen. Seinem Nachfolger
hinterlässt er einen Mont Blanc an unerledigten Aufgaben.

Zeit beim Bergsteigen scheint Frankreichs neuer starker Mann
nicht verlieren zu wollen. Noch nicht einmal im Amt, überraschte
Nicolas Sarkozy bereits all jene, die ihn im Wahlkampf verteufelt
hatten. Dass er sogar plant, seine Regierung ohne Not auf breitere
Füße zu stellen, "feindliche Brüder" von der Linken umwirbt und damit
grimmiges Zähneknirschen im eigenen konservativen Lager provoziert,
ist ein starkes Signal, Brücken über Gräben hinweg bauen zu wollen.

Im TGV-Eiltempo will Sarkozy das müde gewordene Land auf
Vordermann bringen. Den mitgliederschwachen, aber
mobilisierungsstarken Gewerkschaften hat er - auch dies ein Novum -
schon in den Tagen vor der offiziellen Amtsübernahme seine
Vorstellungen erläutert, in welche Richtung der Reformzug künftig
fahren soll. Die Reaktionen danach waren nicht durchweg so
feindselig, wie vielleicht zu erwarten war.

Ein neuer Stil wird da erkennbar, der keineswegs sofort, wie
unterstellt, auf Konfrontation und Härte setzt, sondern zunächst den
Dialog sucht. Dass Sarkozy auch die Kraftprobe wagen wird, wenn es
nötig sein sollte, liegt freilich ebenso auf der Hand. An Resultaten
will er sich messen lassen. Dafür haben ihn die Franzosen gewählt.
Entsprechend hoch ist der Druck auf Sarkozy - das Land in Bewegung zu
bringen, klare Richtungen vorzugeben, ist nicht der schlechteste
Ansatz für die kommenden fünf Jahre.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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