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Lausitzer Rundschau: Oettingers Trauerrede für Filbinger: Was damals rechtens war. . .

Geschrieben am 12-04-2007

Cottbus (ots) - Hans Filbinger ein Landesvater im besten Sinn, wie
ihn der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger
nannte? Oder war er, wie es der Schriftsteller Rolf Hochhuth vor fast
30 Jahren formulierte, ein sadistischer Nazi?
Die Frage hatte damals, Ende der 70er-Jahre, in der Bundesrepublik zu
einer heißen Debatte geführt, die auch von der DDR ausgeschlachtet
wurde. Filbingers Satz: Was damals rechtens war, kann heute nicht
Unrecht sein sorgte für Diskussionsstoff in West und Ost und führte
letzten Endes zu Filbingers Rücktritt als Ministerpräsident.
Filbinger glaubte noch bis zum Kriegsende als Marine-Richter in
britischer Gefangenschaft im Sinne seines Führers Recht sprechen zu
müssen und beteiligte sich so an Todesurteilen an desertierten
deutschen Soldaten. Die Frage nach eigener Schuld, nach Standpunkt
und nach Moral stellte Filbinger später nicht. Und - was schwerer
wiegt - er wurde auch lange Zeit nicht danach befragt. So waren
Männer wie er schnell wieder ganz oben.
Der Trauerrede Günther Oettingers für Filbinger fehlte jeder
kritische Abstand. Er muss sich nun den Vorwurf gefallen lassen, nach
Wählern am rechten Rand zu fischen. Die Rede wirft aber auch heute,
mehr als 60 Jahre nach Kriegsende, ein Schlaglicht auf die
unbewältigte Geschichte der Nachkriegs-Bundesrepublik. Während die
DDR den Antifaschismus plakativ für sich pachtete, galt es im Westen
bis in die kritischen 60er-Jahre hinein als normal, wenn aus
ehemaligen NSDAP-Mitgliedern Lehrer, Richter und Politiker wurden.
Dass sich viele von ihnen in einem geräuschlosen Prozess über Jahre
hinweg nicht zuletzt unter dem Eindruck wachsenden Wohlstands zu
glaubhaften Demokraten entwickelten, sei dahingestellt.
Eine offizielle Institution, ähnlich der Gauck-Birthler-Behörde, die
Systemverstrickungen, Schuld oder Mitschuld Einzelner untersucht,
bewertet und somit manche AltnaziKarriere verhindert hätte, wollte
sich die junge Bundesrepublik nicht leisten.
An Arbeit hätte es ihr nicht gemangelt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
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