(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Frankfurter Richterin = von Alexander Marinos

Geschrieben am 30-03-2007

Düsseldorf (ots) - Dass Urteile "im Namen des Volkes" oft alles
mögliche für sich in Anspruch nehmen können, nur eben nicht, im Namen
des Volkes zu sein, ist eine Binsenweisheit. Manchmal allerdings wird
der Gegensatz zwischen einem Richterspruch und der Volksmeinung so
eklatant, dass ein Aufschrei durch die Republik geht - ein Aufschrei,
der durchaus heilend wirken kann.
Nicht anders war und ist das bei dem Scheidungsurteil einer
Frankfurter Richterin, die sich unter anderem auch auf den Koran
berief (was nicht nur der Volksmeinung widersprach, sondern auch dem
Grundgesetz). Die Justiz korrigierte sich zwar schnell selbst, und
insofern kann man durchaus von einer "Selbstheilung des Systems"
sprechen. Wenn nun aber der Richterbund meint, Disziplinarmaßnahmen
gegen die Richterin seien übertrieben, im übrigen könne man von der
Politik mehr Solidarität erwarten, dann irrt er doppelt.
Da der Vorgang in Frankfurt nur die Spitze eines Eisbergs darstellt,
wäre es geradezu sträflich, wenn Politik und Justiz einfach zur
Tagesordnung übergingen. Hand in Hand haben gutmenschelnde
Relativisten beider Systeme jahrzehntelang den Weg in die
Parallelgesellschaft geebnet, indem sie unterschiedliche Maßstäbe
zuließen. Während Politiker wie Hans-Christian Ströbele forderten,
einen christlichen gegen einen islamischen Feiertag zu tauschen,
befreiten Richter muslimische Mädchen vom Sport- und
Schwimmunterricht und behandelten so genannte Ehrenmorde (was für ein
Begriff!) als Totschlag. All das ist und bleibt inakzeptabel.
Wie kommen wir eigentlich dazu, auch nur darüber nachzudenken, was
aus dem "Züchtigungsrecht" des Mannes gegenüber der Frau im
Koran-Vers 4,34 folgt? Die in der westlichen Zivilgesellschaft
erkämpfte Gleichstellung von Mann und Frau ist ein universelles
Menschenrecht und steht darum nicht gleichberechtigt neben anderen
Kulturentwürfen. Frauen zu züchtigen ist nicht nur "unserer Meinung
nach" Unrecht; es ist schlicht falsch, bei uns und überall auf der
Welt.
Multikulti-Toleranz ist gut und schön - innerhalb unserer Werte- und
Rechtsordnung. Zum Glück begreifen das immer mehr Politiker und
Richter. Wer das nicht begreift, gehört abgestraft - im Namen des
Volkes.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

62827

weitere Artikel:
  • Südwest Presse: Kommentar zur aktuellen Verkehrstatistik Ulm (ots) - Zahlen sind bekanntlich ziemlich unbestechlich. Deshalb bilden Statistiken in der Tat die Wirklichkeit ab. Bei der Interpretation von statistischen Zahlen freilich wird das Gelände der gesicherten Erkenntnis schnell verlassen. Die absolute Wahrheit findet sich dann keineswegs. Die aktuelle Verkehrsstatistik ist ein gutes Beispiel dafür. Die gestiegene Zahl der in Flensburg registrierten Verkehrssünder deutet auf den ersten Blick auf eine weiter gesunkene Verkehrsmoral hin. Doch dann rücken andere Faktoren in den Mittelpunkt: mehr...

  • Neuer Audiocast des HAUS RISSEN HAMBURG: "Die Verfassung der USA. Amerikas Geschenk an die Welt" Hamburg (ots) - Anti-Amerikaner halten die USA pauschal für einen Unrechtsstaat. Menschenrechte, Grundrechte und Bürgerrechte seien bedroht, die Regierung kontrolliere Telefone, Konten und die Gesinnung der Bürger. Die legendäre Freiheit des amerikanischen Bürgers sei eine Illusion, das amerikanische Credo von Individualismus, staatlicher Zurückhaltung und Freiheit eine Schimäre. Kurz: Amerika sei ein Polizeistaat. Da diese antiamerikanischen Argumente immer weitere Verbreitung finden, widmet HAUS RISSEN HAMBURG die dritte Ausgabe mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Tornado: Stuttgart (ots) - Politische Polemik wird Merkel vor dem Verfassungsgericht ganz sicher nicht weiterhelfen. Sie wird sich ernsthaft mit der Frage auseinander setzen müssen, ob das Grundgesetz den von Schwarz-Rot heftig befürworteten und zügig angeordneten Einsatz deutscher Soldaten im afghanischen Anti-Terror-Krieg überhaupt zulässt. Allein das schon ist ein Erfolg der Linksfraktion. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=39937 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_39937.rss2 mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Tornado-Entscheidung Halle (ots) - Scheibchenweise ist die Nato und mit ihr die Bundeswehr über die Jahre zum globalen Akteur geworden. Politisch wird die Frage nach dem Einsatzbereich und den Aufgaben des Bündnisses tatsächlich längst anders beantwortet als früher. Allerdings sollte niemand damit rechnen, dass das Rad zurückgedreht und die Tornado heimgeholt werden. Denn die Nato hat sich unter dem Druck der Ereignisse vom reinen Verteidigungsbündnis hin zu einem Interventionsinstrument gewandelt. Im übrigen nicht nur in Afghanistan, sondern auch im Libanon mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Anti-Terror-Datei Leipzig (ots) - Mit der neu gestarteten Anti-Terror-Datei reagiert die Bundesregierung angemessen auf die gestiegene Bedrohung durch islamistische Attentäter. Der fehlgeschlagene Kofferbombenanschlag im vergangenen Sommer und die jüngsten Videodrohungen gegen Deutschland zeigen, dass im Kampf gegen Terror Strafvereitelung wichtiger wird als Strafverfolgung. Polizei, Nachrichtendienste und Verfassungsschützer müssen potenziellen Tätern einen Schritt voraus sein. Sind sie es nicht, bedeutet dies im schlimmsten Fall den Tod vieler Menschen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht