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WAZ: Die Lage der Ruhrwirtschaft: Vom Klotz zum Zugpferd - Leitartikel von Stefan Schulte

Geschrieben am 13-02-2007

Essen (ots) - Der Bericht zur Lage des Ruhrgebiets war zuletzt
eine Veranstaltung von eher depressivem Potenzial: Während der
Wirtschaftskrise ging es uns im Revier noch schlechter als den
anderen Regionen, als sich im Rheinland die Trendwende abzeichnete,
brachen hier noch immer die Stellen zu Zehntausenden weg und als der
Aufschwung vor einem Jahr endlich da war, zog das Ruhrgebiet das
ansonsten bereits prosperierende NRW noch mit nach unten.

So gesehen hat die Landesregierung Glück, dass der Kohleausstieg
in eine Zeit fällt, da sich der Wind an der Ruhr dreht. Wie ließen
sich gestrichene Subventionen besser rechtfertigen als mit dem
Verweis auf gesunde Industriezweige. Dass es durchaus noch
industrielle Arbeitsplätze mit Zukunft gibt, ist vielleicht die
wichtigste Erkenntnis, die sich aus den vielen schönen
Konjunkturzahlen dieser Tage herausfiltern lässt.

Doch Obacht: Wenn sich das Ruhrgebiet binnen Jahresfrist vom
nordrhein-westfälischen Klotz am Bein zum Zugpferd gemausert hat,
sagt das vor allem etwas über die Anfälligkeit für konjunkturelle
Schwankungen aus. Die ist im Revier größer, weil es hier zu wenige
krisenfeste High-Tech-Jobs gibt und überdurchschnittlich viele, die
direkt von der Konjunktur abhängen. Die Erkenntnis, dass die
industriellen Arbeitsplätze weder heute noch künftig allein durch
Dienstleistungs-Jobs ersetzt werden können, kann man deshalb auch als
Gefahr deuten. Kein neues Pflegeheim und keine neue
Marketing-Gesellschaft kann die nächste Industrieflaute auffangen.

Der rasche Umschwung ist auch Spiegelbild einer veränderten
Beschäftigungs-Struktur. In guten Zeiten stellen die Betriebe
schneller ein. Allerdings setzen sie immer mehr auf Leiharbeiter.
Bleiben die Aufträge aus, fallen auch diese Stellen wieder weg - viel
schneller als in jenen Zeiten, da Flächentarife noch flächendeckend
galten.

Der Arbeitsmarkt wird schneller, die Jobdauer kürzer. Das kann
man bejammern, besser wäre es, sich darauf einzustellen. Sicher sind
vor allem hochqualifizierte Tätigkeiten. Dass wir davon zu wenige
haben, ist angesichts der beispiellosen Hochschuldichte eine
Katastrophe. Viele, die an unseren Unis ausgebildet wurden, finden
gute Jobs - im Rheinland oder in Süddeutschland. Im Umfeld der
Hochschulen passiert noch immer zu wenig, auch wenn es sehr gute
Ansätze gibt, etwa am IT-Standort Dortmund. Mehr Geld in Forschung
und Entwicklung zu investieren, muss daher erste Priorität des Landes
sein. Jetzt, und nicht erst 2015, wenn die Kohlegelder frei werden.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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