(Registrieren)

WAZ: Bush und der Klimaschutz: Das Volk hat ihn überholt - Leitartikel von Jürgen Polzin

Geschrieben am 24-01-2007

Essen (ots) - Für George Walker Bush war Kohlendioxid bis vor
kurzem noch nicht einmal ein Luftschadstoff. Über viele Jahre hinweg
haben er und die US-Regierung bestritten, dass es einen direkten
Zusammenhang gibt zwischen menschlichen Aktivitäten und der globalen
Erwärmung. Mit dem Satz "Das Kyoto-Protokoll ist tot" versenkte er
2001 das einzige internationale Klimaschutzabkommen in den
transatlantischen Fluten. Seitdem hängen die Klimadiplomaten der
Vereinten Nationen an den Lippen des US-Präsidenten, warten auf eine
Geste: Wann endlich, so fragen sie sich, entdeckt Bush die Umwelt?

49 Minuten sprach George Walker Bush in seiner Rede zur Lage der
Nation (oder war es die zur Lage des Präsidenten?), und er sagte
Überraschendes. Der Klimawandel sei eine "ernsthafte
Herausforderung"; der Spritverbrauch müsse gesenkt, der Anteil
alternativer Energien vervielfacht werden. Diese Sätze rasen um die
Welt, getragen von der Hoffnung vieler Menschen, dass Bush die
Gefolgschaft für seine harte Irak-Politik nun erkaufen will mit dem
Einlenken im internationalen Klimaschutz. Doch bewegt sich Washington
wirklich?

George Walker Bush wird sicherlich weder als Retter des
Weltklimas in die Geschichte eingehen, noch will er sich aus freien
Stücken den Blauen Umweltengel auf seine Aktentasche kleben. Bush
kündigt verbindliche Spritsparziele für das Jahr 2017 an. Dabei wird
er schon 2009 das Weiße Haus verlassen.

In Wirklichkeit ist es nicht Washington, nicht der US-Präsident,
der die Weichen auf ernsthaften Klimaschutz stellt. Das amerikanische
Volk ist ihnen längst vorausgeeilt. Neun der größten
Energieversorgungsunternehmen in den USA fordern inzwischen von ihrer
Regierung eine Senkung der CO2-Emissionen. Mehr als zwei Dutzend
US-Bundesstaaten wollen ein Emissionshandelssystem einführen, so wie
es in Europa seit 2005 praktiziert wird. Fast 300 Städte in den USA
haben sich gegen Bush gestellt und sich im Alleingang zu den
verbindlichen Zielen des Kyoto-Protokolls bekannt. Immer mehr
US-Unternehmen - darunter Boeing IBM oder General Electric - beklagen
sich, dass ein Nein zu Kyoto die US-Wirtschaft nicht wirklich stärkt.
Mit Blick auf Wachstumsmärkte wie etwa Umwelt- oder
Energietechnologien beschleicht sie die Angst, von Europa abgehängt
zu werden.

Es sind kleine Revolutionen wie diese, auf die Europa als
Schrittmacher im Klimaschutz wartet. Längst laufen die Gespräche, wie
die USA auf Umwegen ins Boot geholt werden können, ohne dass der
weltgrößte Klimasünder dabei sein Gesicht verliert. So tot ist Kyoto
vielleicht doch nicht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

50485

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Der Schützer George W. Bush entdeckt das Klima Hagen (ots) - Von Eberhard Einhoff Ja, dieser Präsident ist für Überraschungen gut. George W. Bush, an dessen Horizont bisher allenfalls nebulös das Wort Sieg aufdämmerte, wenn er denn in die Ferne blickte, ist von einem neuen Begriff erleuchtet worden: Klima. Klima ist wichtig, der Schutz desselben auch, plötzlich jedenfalls; man kann ja etwas dazu lernen. Eigentlich aber musste man dazu lernen, denn die Machtverhältnisse im US-Kongress haben sich geändert. Und daran ist Bush selbst nicht ganz unschuldig. Konfrontiert mit dieser mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Bush Leipzig (ots) - Ein neuer Bush und ein alter Bush präsentierte sich in seiner vorletzten Rede zur Lage der Nation vor dem US-Kongress. Ein politisch unter Druck stehender Präsident, der sich trotz der angespannten Kriegslage im Irak gegen das Schicksal wehrt, das zu werden, was die meisten seiner Amtsvorgänger in ihrer zweiten Amtszeit waren: eine lahme Ente. Dabei wurde Bushs Einzug in den Kongress weder zum Triumphzug noch der Gang eines endgültig Geschlagenen nach Canossa. Das indirekte Duell zwischen dem kriegsverhedderten, von miserablen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Bush-Rede Halle (ots) - Bushs vorletzte "Rede zur Lage der Nation" zeigte ohne Zweifel einen geschwächten Präsidenten. Doch sie zeigte auch die Macht eines Amtes, das mit dem eines gewöhnlichen Premiers nicht vergleichbar ist und ihn über parlamentarische Mehrheiten stellt. So ist es auch weniger die Opposition, die Bush zu schaffen macht. Es ist die Lage im Irak selbst, denn sein Einfluss auf das Geschehen dort ist begrenzt. Wahrscheinlich ist, dass sich das Blatt im Irak nicht mehr wenden lässt und Ende des Jahres der amerikanische Rückzug beginnt. mehr...

  • Rheinische Post: Rüttgers' Attacken - Von DETLEV HÜWEL Düsseldorf (ots) - Wer war im Landtag besser - Hannelore Kraft in ihrer neuen Doppelrolle als Fraktions- und SPD-Landeschefin oder Jürgen Rüttgers? Der Ministerpräsident ging in der Haushaltsdebatte zum Angriff auf Kraft über. Das überraschte, denn eigentlich hätte er die Attacken der Opposition gelassen abwehren können. Seine Regierung präsentiert erstmals einen Haushalt, der dem Buchstaben des Gesetzes entspricht: NRW macht nicht mehr neue Schulden, als es für Investitionen ausgibt. Eine wichtige Etappe auf dem mühsamen Weg der Konsolidierung. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Fall Kurnaz setzt Außenminister unter Druck Vorverurteilung droht Cottbus (ots) - Frank-Walter Steinmeier ist der letzte politisch Überlebende des außen- und sicherheitspolitischen Teils der rot-grünen Bundesregierung. Er ist der letzte, der für ihre Anti-Terror-Politik haftbar gemacht werden kann. Die Meute hat Witterung aufgenommen. Zum Hintergrund des Falles Kurnaz gehört die "uneingeschränkte Solidarität", die Kanzler Schröder den Amerikanern nach dem 11. September 2001 versprach. Anschläge, die von Islamisten aus Hamburg ausgeführt wurden. Zum Hintergrund gehört auch die allgemeine Suche nach mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht