(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: zu: Die Schonfrist für Schwarz-Rot ist vorbei

Geschrieben am 27-03-2006

Cottbus (ots) - Wären die Wähler nicht der Souverän, dann könnte
man tatsächlich wie FDP-Vize Rainer Brüderle zu dem Schluss kommen,
die großen Parteien hätten beim jüngsten Wahlsonntag eine Verabredung
getroffen, um sich einer brutalstmöglichen Schonung zu versichern. In
Stuttgart glänzt die Union, in Mainz die SPD und Magdeburg wird
großzügig geteilt. Sei es drum. Gerade weil das Wählervotum unter dem
Strich weder Union noch SPD blamierte, können beide Lager endlich
ohne gegenseitiges Misstrauen operieren. Das Sprachbild von einer
CDU, die sich auf dem Sonnendeck räkelt und der SPD, die im
Maschinenraum schuftet, taugt nicht mehr für taktische Spielchen.
Auch wenn der gegenteilige Eindruck vorherrscht: In den ersten 120
Tagen der großen Koalition ist innenpolitisch viel passiert. Man
denke nur an die gemeinsamen Beschlüsse zur Anhebung der
Mehrwertsteuer oder zur Abschaffung der Eigenheimzulage. Die
schrittweise Einführung der Rente mit 67 war ebenfalls eine unbequeme
Entscheidung mit weit reichender Bedeutung. Insofern markiert der
jüngste Wahlsonntag nicht den Anfang des politischen Tuns, wohl aber
das Ende einer gefühlten Vorläufigkeit. Es ist ja wahr, dass noch
zahlreiche große Brocken aus dem Weg zu räumen sind und Schwarz-Rot
sich über das Wie in Schweigen hüllte. Das geht nun nicht mehr. Wie
hält es die große Koalition mit der Gesundheits- und Pflegereform?
Wie sieht der Energiemix der Zukunft aus? Was läuft beim
Bürokratieabbau und auf dem Arbeitsmarkt? Wird der Kündigungsschutz
weiter gelockert oder nicht? Wie lassen sich die gigantischen
Familienausgaben von jährlich fast 100 Milliarden Euro endlich in
mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit ummünzen? Diese
Konfliktpotenziale werden das politische Geschehen in den kommenden
Wochen und Monaten bestimmen. Und die große Koalition wird daran
gemessen werden, ob sie nur einen Formelkompromiss zur
wechselseitigen Gesichtswahrung schmiedet, oder tatsächlich
Entscheidungen trifft, die der Sache gerecht werden. Schwarz-Rot ist
mit viel Vorschusslorbeer an den Start gegangen. Die erschreckend
niedrige Wahlbeteiligung vom letzten Sonntag deutet Ernüchterung an.
Um die Menschen wieder für Politik zu begeistern, muss die große
Koalition klare Ziele definieren. Im Augenblick verstärkt sich der
Eindruck, dass alles schlechter wird. Wohin entwickelt sich der
Sozialstaat? Was soll davon als zentraler Baustein unserer Demokratie
erhalten bleiben? Die Rahmenbedingungen für eine Beantwortung solcher
Fragen sind günstig: Beide Volksparteien sind zum gemeinsamen Erfolg
verdammt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

4943

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Das Signal der Wahlverweigerer Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Eilfertig haben CDU und SPD die jüngsten Landtagswahlen als Stärkung der großen Koalition gewertet. Doch zur Selbstzufriedenheit gibt es keinen Anlass. Denn der bedeutsamste Trend der drei Landeswahlen bleibt die hohe Zahl der Nichtwähler. Wenn nur noch rund die Hälfte der Wahlberechtigten ihr Stimmrecht ausübt, führt dies zu einem Verlust an Legitimation für die gesamte Politik. Kann man es eigentlich noch eine "große Koalition" nennen, wenn wie in Sachsen-Anhalt CDU und SPD zusammen gerade mal mehr...

  • Rheinische Post: SPD-Personaldecke Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels So hell der Stern des Mainzer Ministerpräsidenten Kurt Beck am sozialdemokratischen Firmament auch leuchtet - er ändert nichts daran, dass außer diesem Star kaum ein Stern sonst zu sehen ist; schon lange ist kein neuer mehr entdeckt worden. Das miserable Abschneiden der 41 Jahre jungen SPD-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg, Ute Vogt, ist der vorläufig letzte Beleg dafür, dass es der SPD an nachwachsenden politischen Rohstoffen der Spitzenklasse mangelt. Dass Beck, der in drei Jahren 60 mehr...

  • Rheinische Post: Elendes Stau-Chaos Düsseldorf (ots) - Von Jens Voss Na, auch gestern zwei Stunden im Stau gestanden? Auch überlegt, warum niemand den Abfluss über die Standstreifen optimierte? Warum alle Ampeln nahe der Autobahn im Normal-Rhythmus liefen, als rollte nicht eine Blechlawine an? Auch nach der Polizei Ausschau gehalten, ob sie den Verkehr an Kreuzungen nahe der Autobahn regelt? Auch überschlagen, welches volkwirtschaftliche Vermögen gerade verschleudert wird, weil Tausende nicht arbeiten können? Die Wahrheit ist simpel: Unsere Verkehrsbehörden nehmen es mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Ukraine Stuttgart (ots) - Gut möglich, dass Juschtschenko auch für den Erdgasvertrag mit Russland büßen musste, der den Ukrainern einen gewaltigen Preissprung aufbürdet. So konnte sogar der schon in der Versenkung verschwundene nationalkonservative Viktor Janukowitsch seine politische Wiederauferstehung feiern: Seine Partei der Regionen triumphiert mit 27 Prozent - noch vor Timoschenko. Da sich auch Janukowitsch Chancen auf die Regierungsbildung ausrechnet, stehen der Ukraine unruhige Zeiten bevor. Timoschenko und ihre Anhänger sind noch lange mehr...

  • Rheinische Post: DIHK: 70 Prozent der deutschen Unternehmen gegen Atomausstieg Düsseldorf (ots) - Vor dem Energiegipfel im Bundeskanzleramt am kommenden Montag hat sich die Mehrheit der deutschen Unternehmen für die weitere Stromversorgung aus Atomkraft ausgesprochen. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe) vorliegt. Demnach halten 70 Prozent der gut 1100 Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligt haben, den Ausstieg aus der Kernenergie nicht für sinnvoll und sprechen sich zumindest für eine Verlängerung der Laufzeiten aus. Nur zehn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht