(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zum Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja: Mutige Anklägerin

Geschrieben am 09-10-2006

Cottbus (ots) - Mit einfachen Worten hatte Anna Politkowskaja ihre
Berufung umschrieben: Ich lebe nur und schreibe auf, was ich erlebe.
Am Sonnabend ist sie in Moskau ermordet worden. So wie es aussieht,
für eben genau diese schlicht beschriebene Tätigkeit. Ebenso simpel,
aber umso erschreckender ist die Erklärung dafür: Wer im russischen
Alltag einfach nur hinschaut und authentisch darüber berichtet, lebt
gefährlich. Vor allem, wenn es um die Interessen der wirtschaftlichen
Eliten und des Sumpfs aus Militär, Geheimdienst und einer vom Kreml
gesteuerten Justiz geht.
Dass diese Sphären in Wladimir Putins gelenkter Demokratie, wie
Politikexperten die staatliche Ordnung in Russland nennen, kaum noch
voneinander zu trennen, sondern an vielen Stellen mafiaähnlich
miteinander verzahnt sind, hat Anna Politkowskaja bis zum Schluss
vehement angeprangert. Dieser Mut verdient den höchsten Respekt.
Eindrucksvoll hat die Autorin mehrerer Bücher berichtet, wie Prozesse
um Verbrechen russischer Soldaten an tschetschenischen Zivilisten
verschleppt werden oder wie höchste Staatsorgane kremltreuen
Fabrikbesitzern im Ural dabei unter die Arme greifen, Richter zu
kaufen und Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Mit Anna Politkowskaja
verliert die schwindende kritische Öffentlichkeit im Riesenreich eine
ihrer wichtigsten Stimmen. Die zahllosen Journalisten, die sich aus
Angst vor staatlicher Repression tagtäglich in Selbstzensur üben,
dürften sich in ihrer Haltung bestätigt fühlen - und weitere Kollegen
davon überzeugen, sich dem Duckmäusertum vor der Obrigkeit
anzupassen.
Morde an kritischen Journalisten und korrupte Behörden:
Zivilgesellschaften sehen anders aus. Eine solche beansprucht
Russland aber zu sein. Wie das zusammenpasst, sollte Präsident Putin
erläutern, wenn er morgen zum Petersburger Dialog nach Dresden kommt.
Dann hat Kanzlerin Angela Merkel Gelegenheit, den Russen von der
Kraft der Freiheit zu überzeugen, die sie am 3. Oktober beschworen
hatte. Wenigstens das hätte Anna Politkowskaja verdient.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

33490

weitere Artikel:
  • Wolfgang Methling: Nachhaltige Wende in der Energie- und Energiepreispolitik notwendig Berlin (ots) - Auf Einladung der Bundeskanzlerin findet heute der zweite Energiegipfel statt. Dazu erklärt der stellvertretende Parteivorsitzende Wolfgang Methling: Es ist zu befürchten, dass die zentrale Frage der Bürgerinnen und Bürger erneut verdrängt wird: Wie kann in Zukunft eine preiswerte, bezahlbare Energieversorgung für alle, also auch für Arbeitslose und Geringverdienende, gesichert werden? Die Steigerung der Energieeffizienz, die Senkung des Energieverbrauchs und eine strikte Ausrichtung auf erneuerbare Energien müssen mehr...

  • Fünf Jahre Zivile Konfliktbearbeitung: Vorstellung einer neuen ifa-Publikation am 18. Oktober in Berlin Berlin (ots) - Seit dem Jahr 2001 unterstützt das Projekt zivik (Zivile Konfliktbearbeitung) des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) die deutsche Außenpolitik bei der Zielsetzung, eine Infrastruktur der zivilen Konfliktbearbeitung unter Beteiligung nichtstaatlicher Akteure aufzubauen. Zum fünfjährigen Bestehen von zivik liefert ein neu erschienener Sammelband einen Überblick über Entwicklungen der Friedens- und Sicherheitspolitik der vergangenen fünf Jahre und reflektiert den erreichten Stand der Projektförderpraxis ziviler Konfliktbearbeitung. mehr...

  • Klimaschutz muss Kernaufgabe des Energiegipfels sein / Greenpeace fordert Politiker auf, sich gegen Wirtschaftsinteressen zu behaupten Hamburg (ots) - 9.10 06 - Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, sich bei den Verhandlungen des heutigen Energiegipfels nicht weiter von den Stromkonzernen unter Druck setzen zu lassen und den Rahmen für die Gespräche eigenständig festzulegen. Das muss sowohl für die Klimaschutzziele als auch für ein klares Festhalten am Atomausstieg gelten. Greenpeace fordert weiterhin, dass sich die Regierung auf eine Verringerung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 verbindlich festlegt. "Es ist paradox, dass sich Angela Merkel mit Klimalügnern mehr...

  • Ruck: Entwicklungspolitik auch als Instrument der Energieversorgungssicherheit verstehen Berlin (ots) - Zum heute stattfindenden Energiegipfel, der sich primär mit internationalen Fragen der Energieversorgung beschäftigen soll, erklärt der entwicklungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dr. Christian Ruck MdB: Die Sicherung einer zuverlässigen und finanzierbaren Energieversorgung ist für Deutschland eine der wichtigsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die weltweiten Öl- und Gas Ressourcen und Reserven liegen zu einem beträchtlichen Teil in Regionen, die wirtschaftlich unterentwickelt und politisch mehr...

  • Teure Gesundheitskarte EUROFORUM-Konferenz "Update Gesundheitskarte" 8. und 9. November 2006, Berlin Düsseldorf (ots) - Berlin/Düsseldorf, Oktober 2006. Nicht nur die Eckpunkte der Gesundheitsreform werden kontrovers diskutiert, auch die Gesundheitskarte steht unter Beschuss: Laut einer Studie von Booz Allen Hamilton sind die Kosten des "größten IT-Projekts der Welt", wie Gesundheitsministerin Ulla Schmidt die Gesundheitskarte bezeichnet, dreimal höher als veranschlagt. In der Studie werden Summen von 3,9 bis sogar 7 Milliarden Euro genannt. Der Sprecher der Ministerin, Klaus Vater, nannte die Berechnungen "fehlerhaft"; nun soll mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht