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WAZ: Warum Geschichte fasziniert - Die Lust auf die Vergangenheit. Leitartikel von Rolf Potthoff

Geschrieben am 26-05-2010

Essen (ots) - Was ist da geschehen? Ist Hitler tatsächlich knapp
seiner Ermordung entgangen, weil ausgerechnet sein Todfeind Stalin,
Diktator mit dem Blut von Millionen an den Händen wie auch er, im
letzten Moment den Aktionen Einhalt gebot? Eine spannende Frage. Gibt
es noch mehr Rätselhaftes, noch mehr Mysterien aus jenem Krieg, der
auch fast sieben Jahrzehnte danach noch immer die Menschen bewegt und
Debatten anregt?

Das Interesse an historischen Ereignissen, an der jüngeren
Zeitgeschichte zumal, ist ein Massenphänomen. Erst recht in dieser
Nation, die ihren Neuanfang überhaupt erst der Befreiung aus ihrer
dunkelsten Zeit verdankt. Gerade das schärfte offenbar das
Bewusstsein, dass Historie mehr ist als der vermeintlich "trockene
Stoff", wie so mancher die Geschichtsschulstunden empfand.

Aber was fasziniert an Geschichte? Was treibt die Zuschauerquoten
und Auflagen hoch, wenn es wie beim TV-Star Guido Knopp um SS oder
Bombenkrieg geht, beim Literaturnobelpreisträger Günter Grass um
Flucht- und Vertreibungsschicksale oder wenn x Dokumentationen die
Rätsel der Pyramiden, den Untergang Roms oder das Kreuzrittertum im
Morgenland behandeln?

Das Interesse an Geschichte ist nicht eindimensional, da greift
ein Bündel von Faktoren ineinander. Etwa der Spaß am Spekulieren: Was
wäre gewesen, wenn . . . Etwa die pure Lust am
großen Abenteuer, und historische Abenteuer sind nicht romanhaft
erfunden, sie sind real. Auch treibt der Wunsch an, mehr und
Tieferreichendes über die Welt zu erfahren, in der man sich bewegt -
und allem Kulturpessimismus zum Trotz: das Bildungsbürgertum
existiert noch, es lebt.

Es klingt paradox, doch ist durchaus plausibel, dass sich das
Interesse an der Vergangenheit zukunftsgewandt orientiert. Diese
uralte Frage, was und wie die Politik, Wissenschaft und
Gegenwartsgesellschaft aus der Geschichte lernen können, vor allem
aus ihren Versäumnissen und Fehlern - die Frage bewegt. Erst recht
kann Geschichte identitätsstiftend wirken, sie lässt Menschen sich
erfahren als zugehörig zu Heimat, Nation oder Religion. Sie bietet
also politische und ethische Orientierung, wenn man sie zur eigenen
Standortbestimmung nutzt.

Was aber Hitler, den Krieg und die Folgen betrifft, ist das
Interesse unübertroffen. Denn das ist die Epoche, in der Geschichte
mit dem Schicksal der Familie verschmilzt. Noch vielköpfig sind die
Generationen, die Leid, Schmerz und Verlust durch den NS-Krieg
erfuhren. Da mag Geschichte Hilfe zur privaten
Vergangenheitsaufarbeitung leisten.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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