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Berliner Morgenpost: Ein Problem mit Namen Pofalla - Leitartikel

Geschrieben am 09-01-2010

Berlin (ots) - Der Politiker kommt in zwei Ausführungen daher: als
Darstellungs- oder Entscheidungspolitiker. Ein klassischer Darsteller
ist der Außenminister, der auf Konferenzen gut aussehen muss;
Entscheidungen von internationalem Gewicht aber trifft die Kanzlerin.
Die wichtigsten Entscheider im Berliner Räderwerk sind
Fraktionsvorsitzende und Kanzleramtsminister. Der eine organisiert
Mehrheiten für die Regierung; der andere ist für die reibungs- oder
zumindest lautlose Arbeit zwischen Machtzentrale, Ministerien und
Ministerpräsidenten zuständig, eine Dauerdrehscheibe der Macht, die
permanent gehörige Fliehkräfte entwickelt. Ronald Pofalla bekleidet
derzeit diesen Posten. Seine bislang auffälligste Amtshandlung: Er
engagierte das Model Karina Döhrn (29) als Sprecherin.
Kanzleramtsminister - das ist der komplexeste politische Job der
Republik, permanentes Jonglieren mit heißen Eisen, möglichst leise,
unermüdlich, sattelfest in allen Themen, stur, listig, ebenso
konflikt- wie verhandlungsfreudig, mit fachlicher wie persönlicher
Autorität gesegnet und so ergeben, dass die Chefin mal ein paar Tage
Weltgeschichte machen kann. Pofallas Problem: Er erfüllt allenfalls
das letzte Kriterium.
Die Ursachen von Stolperstarts waren häufig im Kanzleramt zu finden.
Bodo Hombach wollte den Job von Schröder, konnte ihn aber nicht und
ging nach kaum einem halben Jahr. Frank-Walter Steinmeier
organisierte die rot-grüne Regierung anschließend gut. Helmut Kohls
erste Wahl hieß Waldemar Schreckenberger, genannt "Schrecki", der nur
zwei Jahre durchhielt. Schäuble, Seiters, Bohl machten ihre Sache
besser.
Es darf als mittlere Sensation gelten, dass Thomas de Maizière die
vier Jahre der ersten Legislatur Merkel durchhielt. Der promovierte
Jurist, der bei Richard von Weizsäcker lernte und für Kurt Biedenkopf
die sächsische Staatskanzlei leitete, fiel, ähnlich wie Steinmeier,
nicht weiter auf - das höchste Lob für einen "ChefBK".
Dass Schwarz-Gelb derart erbärmlich startete, mag auch den beiden
kleinen Koalitionspartnern geschuldet sein. Hinzu kommt allerdings,
dass seit de Maizières Abschied jede politische Mine mit
größtmöglichem Knall detonierte. Finanzspektakel mit den
Ministerpräsidenten, das unwürdige Steinbach-Gezerre, vor
allem aber das Informationschaos im Kundus-Drama - all diese Krisen
hätte man vorhersehen, zumindest aber zeitnah entschärfen können.
Aber offenbar nicht Pofalla, der schon als Generalsekretär der CDU
nicht ernst genommen wurde.
Unter Pofallas Leitung wird die Führungsverweigerung der Kanzlerin
deutlicher als je zuvor. Nun rächt sich das Personalmanagement von
Merkel, die bisweilen eher nach Unterwürfigkeit als nach Charakter
und Qualifikation besetzt. Selbstbewusstsein und Widerspruchsfreude
sind beim "ChefBK" unerlässlich. Zuwartende Kanzlerin und
überforderter Amtschef - eine unselige Kombination.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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