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Westdeutsche Zeitung: Kurzarbeit ist sinnvoll, sollte aber nicht überreizt werden - Am Ende zahlen wir alle die Zeche Von Martin Vogler =

Geschrieben am 22-11-2009

Düsseldorf (ots) - Kurzarbeitergeld als Wundermittel? Zwei
Vorstöße des Wochenendes vermitteln den Eindruck, dass mit diesem
Instrument viele unserer Probleme erfreulich klein werden. Doch so
simpel funktioniert das nicht.

Da ist zum einen der jetzt eindeutig geäußerte Plan des
Bundesarbeitsministers, auch im nächsten Jahr das Kurzarbeitergeld
mit 18 Monaten extrem lang zu bezahlen - statt der üblichen sechs
Monate. Wenn Minister Jung, die meisten anderen Politiker,
Unternehmen und Arbeitgeber das gut finden, ist das durchaus
verständlich. Denn in diesem Jahr hat die sogar auf 24 Monate
verlängerte Kurzarbeit einige Vorteile gezeigt: Viele Menschen sind
nicht arbeitslos geworden, haben dadurch eine bessere Perspektive für
ihr Leben und eine Bindung zu ihrem Arbeitgeber behalten. In jedem
Einzelfall kann man sich darüber freuen.

Andererseits die Gefahr: Das Kurzarbeitergeld ist als relativ
kurzzeitige Überbrückungsmaßnahme bei wirtschaftlichen Schwankungen
gedacht. Es eineinhalb oder gar zwei Jahre zu zahlen, widerspricht
diesem Gedanken. Im schlimmsten Fall erreicht man damit sogar den
gegenteiligen Effekt: Firmen und Branchen, die in strukturellen
Problemen stecken, werden subventioniert und damit davon abgehalten,
sich neu und langfristig erfolgreich auf dem Markt zu positionieren.
Am Ende drohen möglicherweise viel schneller als ohne die teuren
Zahlungen Betriebsschließungen und Arbeitsplatzverluste.

Klar zu Lasten der Allgemeinheit ginge ein zweiter Vorschlag des
Wochenendes, in dem Gewerkschaft und Arbeitgeber eine seltene
Übereinstimmung zeigen: Die IG Metall verlangt für ihre
krisengeschüttelte Branche eine Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden,
die durch eine besondere staatliche Förderung abgefedert werden soll.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall legte sogar noch nach und fand
gar 26 Stunden sinnvoll. Dieser sogenannte Kompromiss hätte vor allem
einen Leidtragenden: den Steuer- und Beitragszahler. Hier ist zu
hoffen, dass trotz der bevorstehenden Wahlen in NRW die Politik hart
bleibt. Denn bereits ein weiterhin verlängertes normales
Kurzarbeitergeld birgt genug Risiken. An noch gefährlicheren
Sonderregelungen besteht kein Bedarf.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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