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Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: KOMMENTAR Protest der Schüler und Studenten Die Uhr läuft BERNHARD HÄNEL

Geschrieben am 20-11-2009

Bielefeld (ots) - Es ist ein europäischer Protest, es ist ein
vernetzter Protest und es ist ein Protest, der noch lange nicht
beendet sein dürfte. Mit dem von ihnen als Bildungsstreik
bezeichneten Aktionen fordern Studenten wie Schüler ihr Recht auf
Bildung ein. Was wir in dieser Woche erlebten, ist keine Revolution
und auch keine Studentenrevolte, sondern der schlichte Wunsch,
einfach vernünftig lernen zu dürfen.
Da geht es um große Dinge, wie eine Studienstrukturreform oder die
Abschaffung der Studiengebühren oder ganz alltägliche, wie bei
Vorlesungen oder Seminaren nicht auf dem Boden sitzen zu müssen oder
das Anrecht auf Teilnahme per Losentscheid zu bekommen. Die Schüler
wiederum klagen über den überhand nehmenden Leistungsdruck durch das
Turbo-Abitur und den Ausleseprozess im deutschen Schulsystem.
Erstaunlich und auch ein wenig lächerlich ist die plötzliche Einsicht
der Politiker, von der Bundeskanzlerin bis hin zu den
Wissenschaftsministern, dass die Bachelor-Studienreform
verbesserungsbedürftig sei. Deren späte Betroffenheit macht die
Studis betroffen: Sie fühlen sich schon seit Jahren verschaukelt. Die
Bundesbildungsministerin schiebt die Schuld auf die Länder, die auf
die Unis und die wiederum reichen sie zurück an die Länder. So etwas
nennt man kollektive Verantwortungslosigkeit. Da beißt sich schlicht
der Hund in den Schwanz. Das erklärt die Wucht des Protestes
mancherorts, denn in einem System der Verantwortungslosigkeit kann
man sich schnell mal die Zähne ausbeißen oder durchaus auch mal über
die Stränge schlagen.
Gleich durch zwei Roste droht der Protest zu fallen: Die
Föderalismus- und die Autonomiefalle. Bei der Föderalismusreform
haben sich die Länder nahezu die komplette Alleinzuständigkeit für
die Bildungspolitik erstritten. Damit kann jedes Land seinen eigenen
Murks veranstalten. Die Autonomiefalle macht die Dinge nicht
leichter. Die Hochschulen haben zwar viel Entscheidungsspielraum
bekommen, den aber können sie nur so weit nutzen wie Geld zur
Verfügung steht. Das aber ist knapp. Nicht von ungefähr will keine
Hochschule ernsthaft auf Studiengebühren verzichten.
Deutschlands akademischer Nachwuchs muss sich dem europäischen
Vergleich unter wettbewerbsverzerrenden Bedingungen stellen.
Auffallend gering ist der Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der für die
Unis aufgewendet wird: 1,0 Prozent in Deutschland, 1,4 Prozent in der
Schweiz und 1,5 Prozent in den Niederlanden. Weil das Geld nicht
reicht, wird Druck gemacht. Schnell soll alles gehen, der Blick über
den Tellerrand des eigenen Faches wäre zeitraubend und kostspielig.
Kein Wunder, dass die Studierenden bei dieser Einengung um ihre
berufliche Zukunft fürchten.
Machen Politik und Hochschulen nicht flugs und gründlich ihre
Hausaufgaben, stehen uns heiße Jahre an Schulen und Hochschulen
bevor. Spätestens wenn zwei Abitur-Jahrgänge zur gleichen Zeit in die
Hochschulen drängen, müssen den Lippenbekenntnissen Taten gefolgt
sein. Die Uhr läuft.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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