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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Oskar Lafontaine

Geschrieben am 17-11-2009

Bielefeld (ots) - Oskar Lafontaine fällt aus - und in der
Linkspartei tut sich eine Lücke, womöglich gar ein Spalt auf, den der
umtriebige Saarländer wie kein anderer überbrückt.
Bei den Landtagswahlen Ende August an der Saar schaffte die
Linkspartei 21,3 Prozent und zwar auf Kosten von Lafontaines alter
mit Schimpf und Schande verlassenen SPD-Heimat. Der prompte Wechsel
aus dem Fraktionsvorsitz im Bundestag in den reichlichen
provinziellen Landtag von Saarbrücken galt Beobachtern als eine der
vielen strategischen Finten, die Lafontaine in seinem politischen
Leben schon hingelegt hat. Jetzt stellt sich die Sache anders dar.
Ohne dass seine Krebserkrankung öffentlich näher bezeichnet wird,
scheint Lafontaine schon gewisse Zeit darum zu wissen. Auch die
Tatsache, dass er erst noch eine Debatte im Landtag abwartet, um sich
danach mindestens bis zum neuen Jahr in die Obhut seiner Ärzte zu
begeben, deutet für viele auf einen gewissen Spielraum in der
Terminplanung hin.
Ohne Lafontaine erscheint die Linkspartei künftig deutlicher als das,
was sie für Eingeweihte schon länger ist - nämlich eine zweigeteilte
Partei.
Im Osten bestehen die beharrenden, andere sagen »konservativen« Kader
fort. Sie achten auf Pfründe, Mandate, Planstellen und
Fraktionsgelder. Auch wollen sie, dass Themen wie Stasi-Renten und
alte Verstrickungen fein aus der Tagespolitik herausgehalten werden.
Sonst nichts.
Im Westen dagegen findet sich eine Melange aus radikaler Linke, alten
Straßenkämpfern und weltrevolutionärer Phantasterei, angereichert um
aufrechte Gewerkschafter, denen die SPD seit Dresden wieder gefallen
könnte.
»Wir wollen in gar keine Koalition«, machten einzelne Delegierte beim
jüngsten Landesparteitag der Linken in Hamm klar. Die Verstaatlichung
von Energie- und Großkonzernen stehen hier ebenso auf dem Programm
wie die Abschaffung von Knästen, Gymnasien und Rauschgiftverboten.
Gastredner Lafontaine schaffte es trotz aller rhetorischen Tricks
nicht, den 8500 Mitglieder zählenden NRW-Linksverband vom Pfad
unrealistischer Radikalpolitik abzubringen. Er bat dringend, das
bundesweite Erscheinungsbild der Partei und deren Wählbarkeit für
möglichst breite Schichten im Blick zu behalten. Dabei weiß er, dass
er bei Betonstalinisten damit nur auf taube Ohren trifft.
Stattdessen bekam Lafontaine reichlich Beifall für die andere, den
West-Radikalen bestens behagende Argumentationslinie:
Regierungsbeteiligungen wie in Brandenburg, wo die Linke zum Sparen
bereit ist und Entlassungen mitträgt, dürfe es nie und nimmer geben.
Alle jubelten, und jedem war auch klar, dass in Potsdam genau dies
geschieht, wie vorher schon im rot-roten Senat von Klaus Wowereit
knallhart durchgezogen.
Paradox: Ein aktiver Lafontaine gilt als größtes Hindernis für eine
Koalition mit der SPD, aber ohne Lafontaine drohen der Linkspartei
Schwäche und sogar Spaltung.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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