(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Selbstmord des Nationaltorhüters Robert Enke / Fußballer mit Seele

Geschrieben am 11-11-2009

Cottbus (ots) - Wir leben in einer erfolgsorientierten
Gesellschaft. Leistung bringen, stark sein, sich gegen Konkurrenten
durchsetzen, vorankommen, das ist es, was zählt. Im Profifußball gilt
das in besonderem Maße. Denn hier mischt sich die erwartete perfekte
körperliche Leistungsfähigkeit mit dem klischeehaften Männerbild vom
"harten Kerl", der alles wegsteckt. In dieses Bild vom Fußballprofi
passen keine Abweichungen - weder Homosexualität noch seelische
Probleme.
Sebastian Deisler, einst als große Nachwuchshoffnung des deutschen
Fußballs gehandelt, zerstörte vor Jahren diesen schönen Schein. Er
machte öffentlich, dass er an Depressionen litt und ging in eine
Klinik. An seine großen sportlichen Erfolge konnte er danach zwar
nicht mehr dauerhaft anknüpfen, doch vielleicht hat ihm der Schritt
aus dem Schweigen heraus das Leben gerettet.
Der sympathische Nationaltorhüter Robert Enke hat diese Kraft nicht
aufbringen können. Er zerbrach an seinen jahrelang verschwiegenen
Depressionen und nahm sich das Leben. Dabei hätte der Fall Deisler
ihm doch Mut machen müssen. Hat er aber nicht. Warum?
Der selbst gewählte Tod von Robert Enke lässt ahnen, wie groß der
Leistungs- und Perfektionsdruck im Profifußball
noch immer ist und wie groß die Furcht vor Stigmatisierung als
psychisch Kranker. Wie groß muss Enkes Angst gewesen sein, dass der
Schritt auf die Bahnschienen vor den heranrasenden Zug für ihn
leichter war, als der Schritt in eine stationäre Therapie?
Selbstmorde werden nie völlig verhindert werden können, gerade bei
psychisch kranken Menschen nicht. Dazu ist jeder Fall viel zu
individuell. Aber nicht nur das private, sondern auch das berufliche
Umfeld der Betroffenen kann wesentlich dazu beitragen, dass es
weniger Selbsttötungen werden. Dazu gehört ein Klima, das es Menschen
leicht macht, sich zu offenbaren.
Das ist gerade für den Fußball eine enorme Herausforderung. Doch wer
es mit der Trauer um Robert Enke ernst meint, der muss sich fragen,
was für ein Menschenbild die Profifußballwelt prägt. Diese Frage
richtet sich nicht nur an Trainer, Spieler und Vereine, sondern auch
die Fans.
Denn Sebastian Deisler war sicherlich nicht der erste Profisportler
mit Depressionen und Robert Enke wird nicht der letzte sein.
Hoffentlich ist er jedoch der letzte, für den der Tod der einzige
Ausweg aus der seelischen Not ist.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

236317

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Schwarz-Gelb und das Haushalts-Defizit / Noch eine Daumenschraube Cottbus (ots) - Die Worte von Finanzminister Wolfgang Schäuble in Gottes Ohr. Guter Hoffnung sei er, die Koalitionsvereinbarung mit der Haushaltsdisziplin verbinden zu können. Dagegen spricht, dass man nach wie vor nicht weiß, was denn den üppigen Entlastungsprogrammen neben der Wachstumshoffnung auf der Sparseite entgegengesetzt werden soll. Außerdem belasten die Steuerprognose und die milliardenschweren Defizitaussichten der Bundesagentur für Arbeit künftige Etats ja noch einmal zusätzlich. Nun hat Schwarz-Gelb also an jeder Hand eine mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Bosbach will in der Innenpolitik selbständiger agieren Köln (ots) - Der künftige Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), will in der Innenpolitik trotz seines Verzichts auf das Amt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden weiter mitmischen. "Ich freue mich, dass ich in der Innenpolitik weiter arbeiten kann", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). "Im Ausschuss werde ich mich nach Kräften bemühen, ausgleichend zu wirken - zumal die Polarisierung in der Innenpolitik zuletzt besonders groß war." Im Übrigen wolle er "mit der gleichen Leidenschaft mehr...

  • Rheinische Post: Impf-Chaos Düsseldorf (ots) - Zum Thema Schweinegrippe gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass das Virus sich nicht an die Horrorprognosen hält, die von Gesundheitsfunktionären und Pharma-Industrie seit Monaten verlautbart werden. Es verbreitet sich zwar wie prophezeit sehr schnell, aber der Krankheitsverlauf ist bislang meist harmlos. Von der immer wieder beschworenen "Killer-Mutation" fehlt bislang jede Spur. Zum Glück. Denn, und das ist die schlechte Nachricht, wenn eine solche tödliche Variante bereits aufgetreten mehr...

  • Rheinische Post: Jamaika im Bundestag Düsseldorf (ots) - Die dreitägige Bundestagsdebatte über die Absichten der neuen Regierung entspricht in der überwiegenden Wahrnehmung alter parlamentarischer Übung: Die Koalition legt vor, die Opposition widerspricht. Das nennt sich Schlagabtausch, ist wichtig, für die Bevölkerung aber nur mäßig attraktiv. Umso interessanter war der Einstand des neuen CDU-Umweltministers Norbert Röttgen. Sein leidenschaftliches Eintreten für den Klimaschutz traf in kurzer Zeit gleich sieben Mal auf eine ungewöhnliche Applaus-Koalition. Es klatschten mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Justiz Bosbach verteidigt geplante Verschärfung des Jugendstrafrechts: "Warnschussarrest ist die Gelbe Karte" Halle (ots) - Der Unions-Innenexperte Wolfgang Bosbach (CDU) hat den von der schwarz-gelben Koalition geplanten und umstrittenen "Warnschussarrest" für jugendliche Straftäter verteidigt. "Nicht wenige Straftäter, die eine Bewährungsstrafe erhalten, glauben ernsthaft, dies sei ein Freispruch zweiter Klasse", sagte Bosbach der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe). "Deshalb wollen wir, dass neben einer zur Bewährung ausgesetzten Jugendstrafe auch Arrest verhängt werden kann, damit der Täter ein Gefühl dafür mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht