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Westdeutsche Zeitung: Der designierte SPD-Chef Gabriel sollte selbstkritischer sein - Eine wenig heldenhafte Analyse Von Alexander Marinos =

Geschrieben am 22-10-2009

Düsseldorf (ots) - Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der
designierte SPD-Parteichef als "Erzengel Gabriel" inszeniert. Seine
Brand-E-Mail an einige Genossen ist in mehrfacher Hinsicht
bemerkenswert.

Richtig ist, dass der Zustand der deutschen Sozialdemokratie
katastrophal ist. Allzu viel Phantasie oder Mut brauchte man für eine
solche augenscheinlich schonungslose Analyse allerdings nicht.
Mutiger ist da schon er Hinweis des 50-jährigen Noch-Umweltministers,
erst nachfolgende Generationen würden die Früchte seiner Arbeit
ernten - und daher habe sein Engagement auch nichts mit
Karrierestreben zu tun. Wer's glaubt, wird selig.

Es fallen einem nur wenige Politiker ein, die so konsequent wie
Gabriel ihre Karriereziele verfolgen und dafür ihre inhaltlichen
Positionen wechseln wie Unterhemden, je nachdem, woher gerade der
politische Wind weht. Abgesehen davon ist der Hinweis auf die
nachfolgenden Generationen ziemlich übertrieben. Will Gabriel uns
damit etwa sagen, die SPD werde wieder einmal 16 Jahre in der
Opposition bleiben müssen? Keiner kann heute seriös sagen, wie die
Situation 2013 ist. Eine einzige rot-rot-grüne Koalition in einem
westlichen Bundesland als Referenz-Projekt würde doch genügen für
eine neue Machtoption des linken Lagers - zumal dann, wenn der
Populist und SPD-Hasser Oskar Lafontaine in der Linkspartei nichts
mehr zu sagen hat.

Gabriel geht es zuerst darum, bei der Basis zu punkten und auf dem
Parteitag Mitte November in Dresden ein gutes Wahlergebnis zu
erzielen. Der Applaus ist ihm sicher, wenn er den Führungsstil des
Noch-SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering kritisiert und mehr
innerparteiliche Demokratie anmahnt. Richtig ist auch, dass die
Spaltung der SPD in verschiedene Gruppen überwunden werden muss.
Allerdings sollte sich Gabriel zuerst einmal an die eigene Nase
fassen. Es passt einfach nicht zusammen, bei wichtigen Entscheidungen
Urabstimmungen zu fordern, wenn man sich zuvor in
Hinterzimmer-Gesprächen als Parteichef hat installieren lassen. Und
stand Gabriel nicht selbst jahrelang an der Spitze der pragmatischen
"Netzwerker" - eines jener Grüppchen also, die er jetzt kritisiert?

Aus dem Hebräischen ließe sich "Gabriel" als "Held Gottes"
übersetzen. In diesem speziellen Fall sollte man es lieber lassen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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