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Westdeutsche Zeitung: Bildungssystem = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 12-10-2009

Düsseldorf (ots) - Endlich eine Studie, die mit dem Mythos
aufräumt, Bildung allein sei der Freischein für Karriere, Sicherheit
und Wohlstand!
Tief hat sich die Vorstellung ins kollektive Bewusstsein gegraben,
junge Menschen mit Abitur und Studium seien grundsätzlich auf
beruflichen Erfolg programmiert, alle anderen auf Versagen. Dabei ist
die Wirklichkeit zerklüftet, wie der Begriff "akademisches
Proletariat" signalisiert. Die höhere Bildung, seit jeher ein
zentrales Merkmal des Bürgertums, verliert in der Risikogesellschaft
ihre Garantieleistung und schwächt damit die Mittelschicht selbst.
Wer heute noch dazugehört, kann morgen schon zum Prekariat gehören.
Wer sich heute noch im Hörsaal als Teil des Bildungsbürgertums wähnt,
kann morgen schon Teil der schamlos ausgenutzten "Generation
Praktikum" sein.
Doch der Verlust alter Gewissheiten sollte nicht zu der
Schlussfolgerung führen, Abitur und Hochschulabschlüsse seien heute
entwertet. Das Gegenteil ist der Fall. Da mögen von der gegenwärtigen
Wirtschaftskrise auch besonders viele Hochqualifizierte betroffen
sein, langfristig zahlt sich Bildung in den meisten Fällen noch immer
aus. Statistisch gesehen wächst nicht nur ihr Einkommensvorsprung;
sie sind auch seltener arbeitslos als Menschen ohne Berufsabschluss.
Dass dennoch akademische Lebensläufe immer häufiger in die
Erwerbslosigkeit münden, hat viel mit dem Bildungssystem selbst zu
tun, dessen Steuerungsmechanismen versagen oder gar nicht erst
greifen. Beispiel Lehramt: Man hat Generationen von Abiturienten
vermittelt, ein Lehramtsstudium sei der sichere Weg ins berufliche
Aus. Es sind genau diese Generationen, die jetzt an Schulen fehlen.
Beispiel Medizin: Bis heute hält man Zehntausende mit dem Bollwerk
eines hohen Numerus clausus vom Medizinstudium ab, zugleich bahnt
sich schon jetzt ein Ärztemangel an, der gravierende Folgen für ganze
Regionen haben wird.
Zu den Fehlsteuerungen kommt, dass Abiturienten mit ihrer Studien-
und Berufswahl zu häufig alleingelassen werden. Tatsächlich wären die
Seminare in geisteswissenschaftlichen Fächern weniger überfüllt,
würden junge Erwachsene bereits in der gymnasialen Oberstufe für die
späteren Risiken einer solchen Laufbahn sensibilisiert.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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