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Neue Westfälische: KOMMENTAR Absturz der Milliardenerbin Viel riskiert, alles verloren STEFAN SCHELP

Geschrieben am 04-09-2009

Bielefeld (ots) - Eine Runde Mitleid für Frau Schickedanz: "Arme
verarmte Madeleine." Reicht das? Oder müssen wir uns wirklich Sorgen
machen um die Quelle-Erbin? Um die Frau von Geld, die durch die
Arcandor-Insolvenz alles verliert? Mit 215 Millionen Euro steht sie
beim Bankhaus Sal. Oppenheim in der Kreide. 215 Millionen, die sie
aufgenommen hat, um im großen Stil Arcandor-Aktien zu kaufen, als der
Konzern, der einst der ihre war, auf den Abgrund zuschlidderte. Mit
hohem persönlichem Risiko hat sie versucht, den Absturz zu
verhindern. Sie hat es nicht geschafft. Arme Madeleine.
Das Geld ist futsch, die Aktie wertlos, aus der
Arcandor-Insolvenz-Masse wird sie keinen Cent sehen. Wenn jetzt auch
noch die Bank den Kredit fälligstellt, muss die Schickedanz Häuser in
Hamburg, München, Nürnberg und eine Ferienvilla am Tegernsee
hergeben. So weit wird es nicht kommen. Schon weil ein solcher
Schritt gefährlich am Renommee der Bank kratzen würde. Und selbst
wenn: Dann kann die Schickedanz immer noch in die herrschaftliche
Familienvilla ziehen, inmitten einer wunderschönen Parklandschaft.
Die hat sie vor Jahren ihrem Sohn überschrieben. Die Quelle-Erbin hat
Wohnrecht auf Lebenszeit. Und damit geht es ihr besser als den
Beschäftigten, die demnächst bei Karstadt und Quelle ihre Jobs
verlieren.
Madeleine Schickedanz hat vieles versucht, um das Unternehmen zu
retten, das sie von ihren Eltern geerbt hat. Das ehrt sie. Weil es
ein Zeichen von Moral ist. Auch wenn sie dabei manches falsch gemacht
hat. Sie hat den falschen Menschen vertraut. Zum Beispiel, als sie
Thomas Middelhoff aus dem Aufsichtsrat ins operative Geschäft geholt
hat. Als sie zuließ, dass der Konzern Zug um Zug verscherbelt wurde,
bis nur noch eine leere Hülle blieb. Und zuletzt, als sie den Kauf
neuer Aktien per Kredit finanzierte. Jeder vernünftige Bankberater
hätte ihr dringend abraten müssen. "Viel zu riskant", hätte er sagen
müssen, erst recht bei einem Wackelkandidaten wie Arcandor.
Aber Madeleine Schickedanz ist eben keine Finanzjongleurin, wie es so
mancher an der Spitze des Arcandor-Konzerns war. Sie gehört nicht zur
gescholtenen Managerkaste, die sich mit Höchstgehältern plus Boni
über Jahre die Taschen gefüllt hat. Obwohl: Nicht einmal das stimmt
noch. Denn siehe da: Die Gehälter der Chefs der Dax-Unternehmen sind
im vergangenen Jahr um ein Fünftel zurückgegangen. Boni gab's gar
nicht. Und Dauerspitzenreiter Josef Ackermann liegt auf der Rangliste
der Bestverdiener gar nur noch auf Platz 27. Keine Sorge. Auch das
ist kein Zeichen für den Einzug der Moral in die Wirtschaft. Das ist
vielmehr schlicht die Folge der globalen Krise. Die Boni kommen
wieder. Die Zocker auch. Nur Madeleine Schickedanz wird ihr Geld
nicht zurückbekommen.
Vieles ist relativ. Reichtum. Armut. Verlust. Gut und Böse. Madeleine
Schickedanz ist beim Arcandor-Untergang nicht die Gute. Sie ist die
Dumme. Die Bösen haben sich längst davongemacht. Und hätten noch
früher verjagt werden müssen. Auch von der armen Madeleine.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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