Glühlampenausstieg: Für die meisten Einzelhändler kommt Profitmaximierung vor Klimaschutz
Geschrieben am 31-08-2009 |   
 
    Berlin (ots) - Umfrage der Deutschen Umwelthilfe unter 71  Handelsunternehmen: Von den großen Handelsunternehmen nur IKEA und  die Versandhändler OTTO und Schwab vorbildlich bei Auslistung  klimaschädlicher Glühlampen -  Viele Handelsketten ignorieren  Energieeffizienz- und Klimaschutzziele - Deutsche Umwelthilfe stellt  auf einer "Schmuddelliste" im Internet Unternehmen vor, die bis zum  letzten Tag ihre Lager mit 100-Watt-Birnen gefüllt haben
     Als Meilenstein für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz begrüßt  die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) den bevorstehenden  Glühlampenausstieg in der Europäischen Union. Ab morgen dürfen laut  EU-Recht matte Glühlampen und klare mit mehr als 75 Watt nicht mehr  in den Verkehr gebracht werden. Ein flächendeckender Durchbruch sei  das leider noch nicht, betonte DUH-Bundesge¬schäftsführer Jürgen  Resch vor Journalisten in Berlin: "Nur drei der von uns befragten 71  Handelsunternehmen haben erklärt, ab dem 1. September diese besonders klimaschädlichen Lampen nicht mehr verkaufen zu wollen. Für die  Mehrheit der Einzelhändler kommt offenbar Profitmaximierung vor  Klimaschutz." Die Befragung deute darauf hin, dass einige Bau- und  Elektromärkte ihre Lagerbestände an ineffizienten Glühlampen in den  vergangenen Monaten aufgestockt haben, um die unter die erste Stufe  des Glühlampenausstiegs fallenden Lampen auch noch nach dem 1.  September in großem Stil vertreiben zu können.
     Die Handelsunternehmen nutzen damit eine Lücke der EU-Verordnung:  Diese schreibt vor, dass die ineffizienten Lampen, die 95 Prozent  Wärme und nur 5 Prozent Licht erzeugen, nicht "in den Verkehr  gebracht" werden dürfen. Für Lagerbestände, das heißt für Lampen, die bereits vor dem Stichtag vom Hersteller an den Handel abgegeben  wurden, gibt es faktisch eine Ausnahmeregelung. Sie sollte dem  Einzelhandel die Möglichkeit eröffnen, Restbestände noch verkaufen zu können. Im selbst ernannten Klimaretterland Deutschland seien jedoch  viele Handelsunternehmen offenbar entschlossen, diese Lücke schamlos  auszunutzen. Sie hätten ihre Lager - zum Teil eingestandenermaßen -  bis zum letzten Tag mit den besonders klimaschädlichen Glühlampen  aufgefüllt. So seien im ersten Halbjahr 2009 gegenüber dem  Vorjahreszeitraum rund 37 Prozent mehr Glühlampen verkauft worden.  Marktbeobachter stellten fest, dass bei einigen Unternehmen die Lager bis zum Rand gefüllt wurden, um noch möglichst lange diese eigentlich verbotenen Lampen weiter anbieten und sich so einen  Wettbewerbsvorteil verschaffen zu können.
     Als Reaktion auf den offensichtlichen Missbrauch der  Übergangsregelung in der EU-Verordnung stellt die DUH den  Verbrauchern eine Orientierungshilfe über das tatsächliche  Klimaschutzengagement des Handels in Form einer im Internet  tagesaktuell geführten "Schmuddelliste" zur Verfügung. In ihr werden  die Klimasünder im Handel namentlich aufgeführt. "Deutschland gehört  neben Österreich zu den wenigen EU-Ländern, in denen in diesem Jahr  mehr herkömmliche Glühbirnen verkauft wurden - die große Mehrheit der Europäer beleuchtet sinnvollerweise mehr und mehr mit  Energiesparlampen", sagte Resch. In Deutschland sei der Absatz von  effizienten Energiesparlampen zurückgegangen, während Glühlampen  Verkaufsrekorde erzielte. "Gegen diesen Frontalangriff bestimmter  Handelskonzerne auf den Klimaschutz werden wir uns als Umwelt- und  Verbraucherschutzorganisation mit allen Mitteln wehren", sagte Resch. Die Handelsketten unterliefen damit die EU-Klimaschutzziele und  verschafften sich zudem einen Wettbewerbsvorteil zu Lasten von  umweltbewusst und gesetzeskonform wirtschaftenden Unternehmen.
     Die DUH hatte im Laufe des August Elektro- und Baumärkte,  Discounter, Möbelhäuser, Super- und Drogeriemärkte befragt, ob sie  die entsprechenden Glühlampen bis zum 1. September aus dem Sortiment  nehmen und damit die Intention der europaweiten Regelungen konsequent umsetzen. In der Praxis würde dies den zeitnahen Verkaufsstopp von  allen matten Glühlampen sowie von klaren Glühlampen mit einer  Leistung von mehr als 75 Watt bedeuten.
     Von insgesamt 71 angeschriebenen Unternehmen antworteten 38 (54  Prozent) auf die DUH-Befragung. Vier der Unternehmen, die an der  Befragung teilnahmen, haben nach eigenen Angaben gar keine oder keine der jetzt von der Regelung betroffenen Glühlampen im Sortiment. Drei  wichtige Unternehmen - Ikea, der Otto-Versand und die Firma Schwab -  haben erklärt, die von der ersten Stufe der EU-Regelung erfassten  Glühlampen ab dem 1. September aus dem Sortiment zu nehmen. Alle  anderen Unternehmen, die auf die Befragung geantwortet haben, wollen  die Lagerbestände abverkaufen.
  - Doch auch in dieser großen Gruppe gibt es erhebliche Unterschiede:    Einige haben bereits vor Monaten den Einkauf gestoppt und deshalb     voraussichtlich nur noch geringe Restbestände im Regal (Lidl,    Woolworth). Drei Unternehmen nannten einen internen Stichtag, bis    wann in ihren Geschäften noch abverkauft werden (Raab Karcher bis    31.12.2009, DM bis 30.11.2009, Woolworth bis Mitte November).
  - Ein Großteil der Handelsunternehmen haben sich die Freiheit    genommen, die Lagerbestände bis zum letzten möglichen Tag (also      heute, 31.8.2009) aufzufüllen, zum Teil begründet    mit "Hamsterkäufen" der Kunden (Schlecker, Praktiker). Alle    Unternehmen der Metro Gruppe (Metro, Galeria Kaufhof, Real,    Saturn, Media Markt) geben an, bis Mitte August Glühlampen    nachbestellt zu haben.  Einen Stichtag für das Verkaufsende nennen    sie nicht. Einige Unternehmen berufen sich auf die Position des    Einzelhandelsverbandes HDE, der betont, es sei völlig legal, alte    Glühlampen weiter zu verkaufen (Hellweg, REWE).
  Resch betonte, dass angesichts der weit verbreiteten Unwilligkeit  beim praktischen Klimaschutz, die Behörden umso mehr gefragt seine,  für den Vollzug von Umweltauflagen zu sorgen. In diesem Zusammenhang  sei es "mehr als irritierend, dass fünf Bundesländer im Fall des  bevorstehenden Glühlampenverbots noch nicht einmal eine  verantwortliche Vollzugsbehörde zur Marktüberwachung benannt haben".  Der Vollzug und die konsequente Marktüberwachung sei aber  unverzichtbar, um die erwünschte Energieeffizienzsteigerung und  Reduzierung der Umweltbelastungen zu erreichen.
     Hintergrund Ab 1. September 2009 gilt die erste Stufe des EU-weiten  Glühlampenausstiegs. Die EG-Verordnung 244/2009 schreibt neue  Ökodesign-Anforderungen für Lampen vor, so dass in der ersten Stufe  alle matten Glühlampen sowie klare Glühlampen mit einer Leistung von  mehr als 75 Watt nicht mehr verkauft werden dürfen. In vier Stufen  bis 2012 werden dann alle ineffizienten Standardglühbirnen und  konventionelle Halogenglühlampen aus den Verkaufsregalen verbannt.  Das Ziel der neuen Regelung ist, einen deutlichen Beitrag zur  Erreichung der europäischen Energieeffizienz- und Klimaschutzziele zu leisten. Die unter den EU-Staaten und mit dem Europaparlament  abgestimmte Regelung dient der Verbesserung der Marktdurchdringung  von energieeffizienten Beleuchtungstechniken und soll im Jahr 2020 zu einer geschätzten Energieeinsparung von 39 Terawattstunden führen -  das entspricht der Leistung von vier großen Atomkraftwerken.
  Originaltext:         Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
  Pressekontakt: Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,  Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0171 3649170, resch@duh.de   Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe  e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, 0160  5337376, elander@duh.de 
  Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe  e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, 0151-  55017009, fokken@duh.de
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