Berliner Morgenpost: Die Kosten der Vergangenheit - Leitartikel
Geschrieben am 20-08-2009 |   
 
    Berlin (ots) - Man kann jetzt wieder hin und her rechnen - und  dann noch mal zurück. Aber wie man Millionen, Milliarden auch dreht,  wendet, stapelt, das Ergebnis wird immer das gleiche sein: Ja, die  deutsche Einheit ist uns Steuerzahler teuer zu stehen gekommen, und  ein Ende der roten Zahlen ist auch nicht so richtig abzusehen. 40  Jahre, so hat gleich nach Unterzeichnung des Einheitsvertrags ein  kluger Kopf spekuliert, so lange wie das Land gespalten war also,  werde es dauern bis die Einheit vollzogen sei. Und so lange,  mindestens, werde man auch zahlen müssen. Danach wären wir jetzt  ziemlich genau bei der Hälfte angekommen. Da kommt also noch so  einiges. Und, wie damals vor 20 Jahren, kann auch heute keiner so  ganz genau sagen, was am Ende genau rauskommt unter dem Strich. Wir zahlen ja nicht nur für die Einheit, also dafür, dass es  bundesweit einigermaßen einheitliche Bedingungen gibt, dass Wohlstand auch in abgelegeneren Ecken der Republik spürbar wird. Wir zahlen  auch für ein paar kapitale Fehler, die gemacht worden sind, beim  Versuch, diese gewollte Einheit in die Wirklichkeit umzusetzen. Wir  zahlen auch, noch immer, so etwas wie Kriegsfolgekosten, die zunächst nur den Menschen im Osten Deutschlands aufgebürdet worden waren,  jedenfalls deutlich mehr als denen im Westen, die vom Marshall-Plan  der Amerikaner profitierten. Wir zahlen auch, und das sollte man bei all den Debatten über die  DDR-Vergangenheit nicht ganz vergessen, für die Unfähigkeit der  SED-Funktionäre, ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das Wachstum und  Wohlstand und am Ende auch das Glück der Menschen generiert. Für ein  Regime, das behauptete, die Weisheit mit Löffeln gefuttert zu haben,  und sich und seine Menschen so lange belog, bis es wirklich kein  Entkommen mehr gab vor der bitteren Wahrheit. Solch Selbstbetrug,  solch Schönrednerei, solch Wahrheitsverweigerung kommt teuer zu  stehen, das kann man allemal lernen aus unserer Geschichte. Manchmal, zum Beispiel im laufenden Wahlkampf, beschleicht einen das Gefühl,  wir täten genau das nicht. Auf Deutschland, auf uns, werden durch die größte Wirtschaftskrise  der Nachkriegsgeschichte Belastungen zukommen, die uns dazu zwingen  werden, alle Ausgaben, auch alle Einnahmen, die dieser Staat hat,  erneut auf den Prüfstand zu stellen. Steuern, Sozialleistungen,  Abgaben, Gebühren, die Frage, ob die Nutzung der Autobahn künftig  eine Extragebühr kostet oder die öffentlichen Verkehrsmittel noch  teurer werden müssen und die Müllabfuhr, und Ulla Schmidts private  Dienstwagennutzung auch. Darüber wird zu diskutieren sein, in den  westlichen wie in den östlichen Bundesländern, erst recht hier in  Berlin. Und in diesem Zusammenhang, nur in diesem Zusammenhang, wird  man auch darüber sprechen können, ob die finanziellen Lasten des  Krieges, der Spaltung und der Einheit unter den neuen Bedingungen der Weltwirtschaft noch angemessen verteilt sind. Oder ob man auch an  dieser sensiblen Stelle Abstriche machen muss.
  Originaltext:         Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
  Pressekontakt: Berliner Morgenpost Chef vom Dienst Telefon: 030/2591-73650 bmcvd@axelspringer.de
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