Westdeutsche Zeitung: In Wahrheit geht es nur um interne Verteilungskämppfe: Die Ärzte verspielen ihre Glaubwürdigkeit Von Friedrich Roeingh =
Geschrieben am 26-07-2009 |
Düsseldorf (ots) - Anscheinend haben die provozierenden Fernsehbilder doch nicht getrogen. Auf dem Höhepunkt der Ärztestreiks hatte ein Kamerateam die Demonstranten auf einem Parkplatz abgefangen. Die Mediziner entstiegen überwiegend Oberklasse-Fahrzeugen neuester Bauart und konnten auf die Frage, worin sie sich denn seit der jüngsten Honorarreform persönlich einschränken müssten, nur stammeln.
Endlich aber sprechen beim Thema Ärztevergütung nicht mehr entlarvende Reportagen oder Fernsehbilder mit aufheizenden Parolen, sondern nüchterne Zahlen. Und die besagen wundersamerweise, dass die meisten Mediziner, die in das große Wehklagen eingestimmt haben, sogar von der jüngsten Honorarreform profitieren. So haben die niedergelassenen Ärzte im Rheinland, wo der Protest mit am lautesten ausfiel, im ersten Quartal 2009 ihre Einnahmen aus kassenärztlichen Leistungen um neun Prozent steigern können.
Wer sich in dem aufgeheizten Streit an die zuvor schon zugänglichen Zahlen hielt, konnte sich über die Schärfe des Protests ohnehin nur wundern. Mit einem durchschnittlichen Einkommen von 85 000 Euro im Jahr allein aus Kassenleistungen gehören die niedergelassenen Ärzte im Vergleich zu anderen Freiberuflern wahrlich nicht zu den Geringverdienern. Zudem sah die angefeindete Reform von Anfang an vor, dass jährlich rund drei Milliarden Euro Honorar zusätzlich an niedergelassene Mediziner ausbezahlt würden.
Die ersten Quartalszahlen belegen nun, dass ein Großteil der protestierenden Ärzte die Bürger und damit zugleich ihre Patienten für dumm verkauft hat. Die Ärzte sind auf dem besten Weg, das Vertrauen zu verspielen, das kaum einer anderer Berufsgruppe so sehr entgegen gebracht wird wie ihnen. Ein Vertrauen, auf das sie zudem angewiesen sind, wenn sie ihre Patienten erfolgreich behandeln wollen.
Hinter den Ärzteprotesten stand von Anfang an ein interner Verteilungskampf zwischen bestimmten Regionen und bestimmten Ärztegruppen . Dieser Interessenkonflikt sollte mit immer mehr Milliarden für jede dieser Gruppen zugepflastert werden. Die Proteste der vergangenen Monate waren schlicht eine Vernebelungsaktion, die wir in dieser Form nicht noch einmal über uns ergehen lassen dürfen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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