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Südwest Presse: Kommentar zum Thema: Formel 1

Geschrieben am 19-06-2009

Ulm (ots) - Ob ihm 1000 Freunde oder 1000 Dollar lieber seien,
wurde Bernie Ecclestone, der geschäftstüchtige Formel-1-Vermarkter,
einmal gefragt. Der für seine knallharte Business-Handschrift
bekannte Engländer gab zur Antwort: "1000 Freunde - und jeder schenkt
mir zehn Dollar."
Solche Anekdoten können einem durchaus ein Schmunzeln abringen.
Allerdings zeichnen Geschichten wie diese exakt das Bild nach, das
die milliardenschwere Formel 1 im wirklichen Leben auch abgibt.
"Sonntags Rennen gewinnen, montags Autos verkaufen" - diese Strategie
der Hersteller hat Bestand, seit Autorennen ausgetragen werden. Wo es
jährlich um derart viel Geld geht - wir reden nicht von Millionen,
sondern Milliarden Euro -, da rasen im Windschatten dieser
Ellbogen-Gesellschaft Neid, Egoismus oder etwa Missgunst mit.
Motorsport auf dem Niveau der Formel 1 ist in der Hauptsache zu einer
reinen Geldmaschine verkommen, an dessen Haupthebel eben Ecclestone
sitzt, der sämtliche Verträge in punkto Vermarktung aushandelt. Doch
nun ist diese Maschine ins Stottern gekommen und ist gezeichnet von
einigen Fehlzündungen. Der seit Monaten anhaltende Streit um eine
Einführung einer Budget-Obergrenze ist nichts anderes als ein
heftiger Machtpoker. Der Motorsport-Weltverband Fia mit dem
umstrittenen Präsidenten Max Mosley an der Spitze und
"Geldbeschaffer" Ecclestone auf der einen so wie acht Teams unter dem
Dach ihrer Vereinigung Fota auf der anderen Seite zocken mit einer
Dreistigkeit um die Wette, die jeglichen Verdachtsmoment im Keim
erstickt, Formel 1 habe noch etwas mit Sport zu tun.
Alleine die Vorstellung, die Scuderia Ferrari, die jährlich mit einem
300 Millionen Euro-Budget agiert, ließe sich auf eine von der Fia
geforderte Obergrenze für das Rennjahr 2010 von 45 Millionen ein,
zeigt die Diskrepanz auf. Die Teams fahren in dieser Saison einen
Sparkurs, immerhin wurden durch verschiedene Maßnahmen die Kosten von
zwei Milliarden auf 1,7 Milliarden gesenkt. Es soll auch weiterhin
abgespeckt werden, nicht jedoch in dem Maß, wie es von Mosley
gefordert wird. Dass der sture Brite bis zuletzt keinen Millimeter
nachgegeben hat, ist unter dem Aspekt der Macht zu sehen. Gibt er
nach, verliert der nicht erst seit einer Bordell-Affäre umstrittene
68-Jährige an Gewicht.
In dieser von Egoisten geprägten Geld-Schein-Welt ist es auf den
ersten Blick schon erstaunlich, dass es so etwas wie Solidarität
geben soll. Acht Teams, darunter auch die deutschen Traditionsmarken
Mercedes und BMW, stellen sich gemeinsam gegen Mosley und dessen
Spar- und Regel-Pläne. Der Hintergrund dieses Zusammenschlusses ist
jedoch nicht geprägt vom Charakter der Nächstenliebe: Diese breite
Front, die dem Fia-Präsidenten das Drohgebilde einer eigenen
Renn-Serie entgegenschleuderte, sieht nicht nur den jeweiligen
eigenen Vorteil. Sie ist auch Grundlage des gemeinsamen Verlangens,
Mosley zu entmachten, und dadurch selbst an mehr Geld heranzukommen.
Mit diesem in der Formel 1 sehr seltenen Schulterschluss von gleich
acht Teams hatte die Fia-Führung nicht gerechnet. Durch seine
kompromisslose Haltung eckt Mosley schon lange an. Ob er diesen
Schleuderkurs übersteht, wird davon abhängen, wie festgezurrt die
Allianz der Fota-Partner ist. Solidarität in der Formel 1 - nicht nur
in einer Sache, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg -, das
ist so selten wie eine Saison ohne Skandale.
Weltweit steckt die Automobil-Branche in einer tiefen Krise,
Hunderttausende bangen um ihren Job. Und die Formel-1-Protagonisten
haben nichts anderes zu tun, als um Macht und Millionen zu pokern. Es
wäre dem Fan nicht zu verdenken, legte er eine Vollbremsung hin - und
stiege aus.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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