(Registrieren)

WAZ: Patientenverfügung geregelt - Autonomie - bis zum Lebensende - Leitartikel von Miguel Sanches

Geschrieben am 18-06-2009

Essen (ots) - Seit mindestens sechs Jahren dauert die Diskussion
über die Patientenverfügungen an. Das Ergebnis: Verunsicherung.
Deswegen war es richtig, dass der Bundestag mit einem Gesetz Klarheit
geschaffen hat. Nach der Vorgeschichte war es nicht möglich, als
Parlamentarier unverbindlich zu bleiben, quasi nach der Devise "gut,
dass wir darüber geredet haben".

Niemand muss eine Verfügung aufsetzen. Wer es doch tut, will
nicht am Ende seines Lebens der Intensivmedizin ausgeliefert sein.
Das Risiko nimmt zu, weil die Menschen immer älter werden und die
Medizin mehr denn je dazu fähig ist, das Sterben hinauszuschieben.

Jeder kann eine medizinische Behandlung ablehnen; und zwar völlig
unabgängig von seinen Heilungschancen. Das ist eine freie
Entscheidung. Und diese Freiheit sollte jeder auch dann haben, wenn
er nicht mehr entscheidungsfähig ist und zum Beispiel im Koma liegt.
Genau für solche Fälle setzt ein Mensch eine Verfügung auf. Er will
in jeder Situation autonom bleiben.

Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Es gibt ernste Einwände:
Ein Mensch kann seine Meinung ändern. Er kann auch unmöglich für alle
Fälle voraus bestimmen, was zu tun ist. Nur: Was wäre die
Alternative? Dass Dritte an seiner Stelle entscheiden, Ärzte,
Betreuer, am Ende Gerichte. Und das ist keine Alternative. Ohnehin
bleiben Dritte auch mit dem neuen Gesetz nicht außen vor. In jedem
Fall wird geprüft, ob eine Patientenverfügung auf die konkrete
Situation passt.

Halten wir das Wichtigste fest: Alle Patientenverfügungen - es
soll mehr als acht Millionen geben - bleiben gültig. Niemand muss
eine umschreiben, um neuen Vorschriften gerecht zu werden. Das neue
Gesetz entspricht im Wesentlichen der Rechtssprechung, beseitigt aber
alle Zweifel. Politisch war schon der Weg das Ziel, weil der
Bundestag sich der Problematik gestellt hat und den Worten Taten
folgen lässt. Es siegte die praktische Vernunft gegen die Sorge, dass
eine Hintertür für eine Sterbehilfe geöffnet wird.

Man könnte wie Bosbach viele Bedingungen fixieren:
Beratungspflichten, Fristen, Krankheitsverläufe. Das würde nur neue
Zweifelsfälle schaffen, und am Ende würde ein Mensch womöglich wegen
Formfehlern zwangsernährt. Bei Bosbach war zu viel Misstrauen im
Spiel. Man darf nicht den Blicks fürs Wesentliche verlieren: Die
Würde des Menschen ist unantastbar.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

209628

weitere Artikel:
  • Berliner Morgenpost: Die Internet-Sperre, ein Feigenblatt Berlin (ots) - Das ist ja gar keine Frage. Wer sich im Internet bewegt, dieser wunderbaren Fundgrube der Menschheit, der stößt früher oder später auch auf jede Menge Dreck. Seiten, bei denen einem die Suppe wieder hochkommt, Bilder, die man überhaupt nicht sehen will, Spiele, bei denen man sich die Frage stellt, wer an so einem Mist Freude haben kann. Im World Wide Web treffen sich Nazis und Kinderschänder und im Zweifel auch noch die Kannibalen. Es ist die Pest. Und es ist wie im richtigen Leben. All diese Widerwärtigkeiten gibt es auf mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Barroso = von Alexander Marinos Düsseldorf (ots) - Diese Respektlosigkeit kann und wird sich das neu gewählte Europäische Parlament nicht gefallen lassen: Die Regierungschefs wollen mit aller Macht und in aller Eile José Manuel Barroso als neuen alten Kommissionspräsidenten durchsetzen, bevor jene, die Barroso wählen sollen, überhaupt zum ersten Mal zusammengekommen sind. Mit Blick auf die EU-weit niedrige Beteiligung an der Europawahl dürfen es die Parlamentarier nicht zulassen, einmal mehr als willfährig vorgeführt zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Barroso im mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Zur Verschärfung des Waffenrechts Lobbynah statt praxisnah Cottbus (ots) - Deutschland gehört zu den Ländern, in denen ein scharfes Waffenrecht gilt. Das kann aber nicht der Maßstab sein, ruft man sich in Erinnerung, wie die Politik vor drei Monaten auf einen offenen Brief der Eltern der Amoklauf-Opfer von Winnenden reagiert hat. "Ihr Anliegen und Ihre konkreten Vorschläge und Fragen nehmen wir sehr ernst", antworteten die Fraktionschefs von Union und SPD. Gemessen daran wundert es nicht, dass die Eltern von dem, was der Bundestag an Waffenrechts-Verschärfungen beschließen wollte, enttäuscht mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Der Bundestag stärkt die Patientenverfügung Ermutigendes Signal Cottbus (ots) - Schätzungsweise neun Millionen Bundesbürger haben schriftlich niedergelegt, was mit ihnen bei schwersten Erkrankungen geschehen soll, die eine mündliche Äußerung unmöglich machen. Die meisten dieser Patientenverfügungen sind ein Plädoyer für den Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen. Doch sicher sein können die Betroffen nicht, dass ihr Wille von den Ärzten respektiert wird. Im Zweifelsfall gehen die Mediziner auf Nummer sicher und entscheiden sich für eine Weiterbehandlung, anstatt dem Wunsch zum Sterben-dürfen Rechnung mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ringen um Diktaturbeauftragten in Brandenburg Unseliger Streit Cottbus (ots) - Es ist unsinnig, der Brandenburger Regierungskoalition zu unterstellen, sie setzte die Nazi-Barbarei und die SED-Diktatur gleich. Das gibt der von SPD und CDU vorgelegte Gesetzesentwurf nicht her. Was am Donnerstag bei einer Anhörung zu erleben war, ist vielmehr eine Neuauflage eines seit Jahren tobenden Expertenstreits und die daran Beteiligten sind bekannt für ihren Unwillen, abweichenden Meinungen Raum zu gewähren. Aber es ist kein Zufall, dass der aus Polen geladene Historiker darauf verwies, dass Nationalsozialismus mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht