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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Internet

Geschrieben am 18-06-2009

Bielefeld (ots) - Das Internet - während wir es hierzulande häufig
verfluchen, ist das »Netz« für mindestens 60 000 Menschen im Iran in
diesen Tagen wie ein rettender Strohhalm.
In Teheran tobt der Widerstand. Aber eine seriöse
Medienberichterstattung ist untersagt. Dank moderner
Kommunikationsmittel kann die Opposition sich dennoch wehren. Um das
Regime zu stürzen, twittert, bloggt und mailt die Revolte, was das
Zeug hält. Das Internet ist wie Öl ins Feuer des Widerstandes, das im
Iran nicht mehr nur flackert, sondern lichterloh brennt. Und
gleichzeitig versuchen die Machthaber zu kontrollieren, was nicht
mehr zu kontrollieren ist. Der Widerstand ist - Internet und Handys
sei Dank - wohl nicht mehr aufzuhalten. Wie der Machtkampf am Ende
ausgeht - wir alle wissen es nicht.
Seit fast 30 Jahren gibt es das Internet nun schon. Es ist nach einer
repräsentativen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)
mittlerweile das wichtigste Medium im deutschen Sprachraum.
Internet kann Revolutionen fördern. Internet kann aber auch dazu
führen, dass Werte und Moral vor lauter Begeisterung auf der Strecke
bleiben. Beispiel Samstag, 23. Mai: Ganz Deutschland wartete gespannt
auf das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl. Um 14.29 Uhr verkündete
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Wiederwahl Horst
Köhlers. Keine große Überraschung für viele politische Beobachter -
und ein »alter Hut« für die Leser des Internetdienst
»www.twitter.de«. Was war passiert? Der SPD-Abgeordnete Ulrich Kelber
hatte schon um 14.13 Uhr getwittert und das Gerücht - »Köhler hat 613
Stimmen« - weltweit verbreitet. Ähnlich verantwortungslos hat sich
die Abgeordnete Julia Klöckner (CDU) verhalten. Ihre Nachricht vor
der offiziellen Bekanntgabe: »Leute, ihr könnt in Ruhe Fußball
gucken. Wahlgang hat geklappt«.
Nicht anders Oskar Lafontaine (Die Linke): Als die Bundesregierung
noch mitten in der Nacht die Opel-Rettung beriet und das Ergebnis
längst noch nicht feststand, kritisierte Lafontaine im Netz bereits
das Scheitern der Beratungen.
Einige Minuten nach dem Amoklauf von Winnenden glaubten Blogger, den
Namen des Täters zu wissen - und veröffentlichten diesen im Internet.
Erst Stunden später stellte sich heraus, dass sie sich bei dem Namen
geirrt hatten.
Das Internet ist eine gefährliche Wundertüte. Es hilft Menschen, es
ist modernes Kommunikationsmittel, es informiert blitzschnell, es
unterhält, es dient aber auch Kriminellen, es ist unseriös, es ist
ungeschützt. Erlaubt ist fast alles. Die Moral steht häufig hinten
an. Regeln scheint es keine bis gar keine zu geben.
Übrigens: 47 Prozent der Wähler in Deutschland wären nach einer
Umfrage zur Stimmabgabe im Internet bereit. Danach hätte die niedrige
Wahlbeteiligung bei der Europawahl durch die Möglichkeit der
Online-Wahl gesteigert werden können. Elf Prozent der Befragten gaben
an, dass sie gewählt hätten, wenn sie ihre Stimme per Internet hätten
abgeben können. Auch das sollte uns zu denken geben.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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