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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bildungsstreik

Geschrieben am 17-06-2009

Bielefeld (ots) - Schüler und Schule - dass daraus jemals eine
Liebesbeziehung wird, steht nicht zu erwarten. Der Lehrer, der einen
auf dem Kieker hat. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung, die man auch
nach der zehnten Unterrichtsstunde partout nicht begreifen kann. Die
Hausaufgaben, die wieder einmal kein Ende nehmen wollen: Darüber
ärgern sich Pennäler seit der Erfindung der Schultafel. Da ist es nur
verständlich, dass Schüler und Studenten zu tausenden dem Aufruf zum
Bildungsstreik folgen. Das Schuljahr ist ohnehin fast vorüber, der
Lehrplan abgearbeitet - unheilbare Bildungslücken sind also nicht
mehr zu befürchten. Und den Vermerk »unentschuldigt« für die zwei,
drei dem Streik geopferten Unterrichtsstunden trägt man stolz als
Trophäe der Aufopferung um der guten Sache willen.
Man könnte den Massenprotest also leichthin abtun als Mischung aus
Ach-die-Schule-ist-so-schlimm-Gejammer und vorgezogener
Wahlkampfhilfe der Linksgruppierungen, die den Bildungsstreik
initiiert haben. Zu dieser Einschätzung neigt Bundesbildungsministern
Annette Schavan (CDU) ebenso wie der Philologenverband. Doch
ausgerechnet NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) erteilt
denjenigen, die die Proteste der Schüler und Studenten tadeln,
Nachhilfe in Sachen Demokratie: »Dass man für eine bessere Bildung
demonstriert, finde ich in Ordnung.« Und mehr noch: Frank und frei
räumt Pinkwart ein, dass an den Hochschulen noch nicht alles perfekt
läuft.
Diese Erkenntnis lässt sich auf die Schulen übertragen. So, wie die
Studenten über enorme Verdichtung des Lehrstoffs klagen, so hetzen
die Schüler zum Turbo-Abitur.
Also alle Neuerungen abschaffen? Zurück zum Abitur nach Klasse 13,
zum Diplom-Studium, bei dem es auf ein oder zwei Semester mehr gar
nicht ankommt? Das wäre nicht nur volkswirtschaftlich unvernünftig,
sondern auch eine Sünde an der Bildungselite der Zukunft: Wer
schneller lernt und studiert, der verdient auch früher Geld. In fünf
oder zehn Jahren wird das manch einer, der gestern noch
Protestplakate trug, erfreut feststellen.
Dann also: Weiter so? Auch falsch. Denn die Bildungsreformen sind ja
- siehe Pinkwart - noch längst nicht perfekt. Turbo-Abi wie
Bachelor-Studium sind auf Prüfungserfolg ausgerichtet, nicht auf
Persönlichkeitsbildung. Wo aber soll die Platz finden, da der Alltag
der Lernenden vollgestopft ist mit Faktenwissen, dessen Halbwertszeit
immer kürzer wird? Wie sollen Schüler aus weniger gutgestellten
Elternhäusern Anschluss halten, wenn Unterrichtsstoff kaum noch
vertieft wird? Sollte deshalb die Ganztagsschule nicht zur Pflicht
werden?
Es ist Aufgabe der Politik, Schulen und Hochschulen dazu zu
ermuntern, Mängel zu benennen und zu beheben. Schüler sollen aus
Fehlern lernen. Die Politik muss es.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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