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Lausitzer Rundschau: Judiths Vermächtnis Warum es keine Kooperation mit NPD-Leuten geben kann

Geschrieben am 11-06-2009

Cottbus (ots) - Eines der erschütterndsten Werke in der Literatur
zu den Verbrechen der Nationalsozialisten hat im Jahre 2002 der
Holocaust-Überlebende Walter Zwi Bacharach herausgegeben. Die
Sammlung von rund 150.Abschiedsbriefen, geschrieben von Opfern oft
unmittelbar vor ihrer Ermordung, trägt den Titel "Dies sind meine
letzten Worte". Sie ist ein Dokument der Verzweiflung, weil sie das
historische Faktum des millionenfachen Mordes an den europäischen
Juden mit dem Schicksal Einzelner verknüpft - und so aus Zahlen
Gesichter macht. Wer das Buch gelesen hat, muss nicht fragen, warum
es für Demokraten keine Zusammenarbeit mit den geistigen Erben der
Täter von damals geben kann.
Eine solche hat der Oberbürgermeister von Weißwasser dieser Tage auch
einem gerade in den Stadtrat gewählten Vertreter der NPD angeboten,
obwohl er sich von dessen Partei zugleich ausdrücklich distanzierte.
Die Formulierung hat er inzwischen zurückgenommen - den Eindruck, er
habe aus der Geschichte etwas gelernt oder auch nur die Tragweite des
Problems erkannt, vermittelt er der Öffentlichkeit allerdings bis
heute nicht. Hinter diesem, durchaus verbreiteten Unverständnis steht
der Gedanke, dass in der parlamentarischen Arbeit
Parteizugehörigkeiten zugunsten von Sachfragen in den Hintergrund
treten sollten. Das ist gerade auf kommunaler Ebene eine sinnvolle
Übung - setzt aber voraus, dass es eine Basis gemeinsamer Grundwerte
gibt, die abseits von politischen Meinungsverschiedenheiten geteilt
werden. Genau diese gemeinsame Basis aber, das Bekenntnis zur
freiheitlich-demokratischen Grundordnung, verlassen Menschen, die
sich der NPD anschließen. Denn unabhängig davon, dass ein
Verbotsverfahren gegen sie aus formalen Gründen gescheitert ist,
macht die Partei selbst überhaupt keinen Hehl daraus, dass sie eben
diese Ordnung abschaffen will. Schon deshalb können und wollen ihr
übrigens auch Tageszeitungen wie die LAUSITZER RUNDSCHAU nicht
neutral gegenüberstehen. Wie könnten sie auch? Die NPD sieht sich
selbst in der Tradition jener, die für das größte Verbrechen der
Menschheitsgeschichte verantwortlich sind. Und sie vertritt dieselbe
Ideologie, die schon einmal in die Katastrophe geführt hat - und die
unweigerlich wieder in die Katastrophe führen würde, könnte sie sich
noch einmal durchsetzen.
Sich den Feinden der Demokratie entgegenzustellen, nicht - in welcher
Form auch immer - mit ihnen "zusammenzuarbeiten", ist deshalb Aufgabe
aller Demokraten. Es ist auch das Vermächtnis der zwölfjährigen
Judith, deren an dieser Stelle schon einmal zitierter, kurz vor ihrem
Tod verfasster Brief sich in Bacharachs anfangs beschriebenem Band
findet: "Lieber Vater! Vor dem Tod nehme ich Abschied von Dir. Wir
möchten so gerne leben, doch man lässt uns nicht, wir werden
umkommen. Ich habe solche Angst vor diesem Tod, denn die kleinen
Kinder werden lebend in die Grube geworfen. Auf Wiedersehen für
immer. Ich küsse dich inniglich. Deine J."

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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