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Berliner Morgenpost: Zur Diksussion um ein neues Organspende-Gesetz

Geschrieben am 02-06-2009

Berlin (ots) - Wer in der Familie oder im Freundeskreis einmal mit
gebangt hat, ob für einen schwer Erkrankten noch rechtzeitig das
lebensrettende Organ gefunden wird, weiß um die menschliche Dimension
einer solchen Spende. Für den, der sie gibt, hat sie den (Hirn-)Tod
bedeutet. Für den, der sie empfängt, gibt es die Chance auf ein neues
Leben. So kann aus tiefem Schmerz dankbare Hoffnung wachsen. In
Deutschland allerdings ist die Bereitschaft zur Organspende nicht
besonders ausgeprägt. Zwar ist ihre Zahl in den ersten Monaten des
laufenden Jahres leicht gestiegen. Im vergangenen Jahr jedoch wurde
insgesamt ein deutlicher Rückgang registriert. Nur noch 1198 Menschen
spendeten nach ihrem Tod Organe; 8,8 Prozent weniger als 2007. Aber:
In Deutschland warten etwa 12000 Menschen auf eine
lebensrettende Transplantation, etwa 1000 Patienten sterben jährlich,
weil für sie das benötigte Organ nicht rechtzeitig zur Verfügung
steht.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach zu helfen. Man braucht sich nur
einen Organspendeausweis zu besorgen. Und den halten viele Apotheken
und Hausärzte bereit. Aber - so einfach ist es eben doch nicht, weil
damit die zwangsläufige Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod
verbunden ist. Die lässt sich schwerlich vermeiden, wenn es darum
geht, vorab sein schriftliches Einverständnis zu geben, nach dem Tod
die eigenen Organe für andere zu spenden. Bekanntlich aber neigt der
Mensch dazu, den Tod zu verdrängen. Und so führen bislang nur 17
Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis mit sich. Allerdings
ist der Prozentsatz derer, die ganz grundsätzlich ihre Bereitschaft
zur Spende ihrer Organe signalisieren, viel größer: fast 67 Prozent.
Es gibt also keine prinzipielle Ablehnung. Woran es mangelt, ist der
entscheidende zweite Schritt; der Einsicht in die gute Tat auch die
konkrete Konsequenz des eigenen Spendeausweises folgen zu lassen.
Mehr Aufklärung, wie sie das Bundesgesundheitsministerium jetzt vor
dem Jahrestag der Organspende verspricht, ist zu begrüßen. Doch sie
müsste damit verbunden werden, dass in allen Arztpraxen und Apotheken
unübersehbar Spendenausweise zur Ausfüllung ausliegen, um aus der
latenten Bereitschaft eine Entscheidung zu machen. Und warum nicht
gar eine Postwurfsendung wagen, um auch zögerliche gesunde Menschen
zu motivieren, Organspender zu werden?
Mehr als 1000 Menschen jährlich müssten in Deutschland nicht sterben,
wenn es genügend Organspender gäbe. Dennoch sollte zumindest vorerst
an der "erweiterten Zustimmungslösung" festgehalten werden, nach der
Organe nur entnommen werden dürfen, wenn der Tote vorher selbst per
Ausweis zugestimmt hat oder die Angehörigen Ja zu einer Entnahme
sagen. Andere Länder wie Belgien, Spanien oder Österreich haben
weniger Bedenken. Bei ihnen gilt die Widerspruchslösung. Nach ihr ist
eine Organentnahme erlaubt, wenn sie nicht ausdrücklich abgelehnt
wird. Eine Regelung zur Rettung von Leben, die auch hierzulande
ernsthaft diskutiert werden muss, wenn die Bereitschaft zur
freiwilligen Spende weiter schwindet.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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