(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bundesparteitag der Grünen

Geschrieben am 10-05-2009

Bielefeld (ots) - Die Grünen haben ihren Bundesparteitag in Berlin
als merkwürdige Mischung aus selbstverliebtem Fundamentalismus und
machtpolitischer Wendigkeit zelebriert. Auf der einen Seite wollen
sie regieren und eine Million neuer Arbeitsplätze in vier Jahren
schaffen. Von einem grünen »New Deal« ist vollmundig die Rede.
Andererseits verzichtet die Partei auf eine Koalitionsaussage. So
bleibt für die Wähler unklar, wie die Grünen überhaupt an die
Regierung kommen wollen.
An markigen Worten hat es nicht gefehlt, doch die im Velodrom zur
Schau gestellte Harmonie ist trügerisch. Die Partei hat
programmatische und personelle Probleme. Ihre Machtoption ist
dürftig.
Die Grünen haben das Patent auf das Thema Ökologie verloren. Längst
geriert sich nicht nur Angela Merkel als Klimakanzlerin. Des
Alleinstellungsmerkmals beraubt, versuchen die Grünen den
Umkehrschluss. So erklärt sich, was eine Ironie der Geschichte ist:
Ausgerechnet die Ökopartei propagiert eine Politik des Wachstums und
das in Zeiten der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren. Dafür soll
eine Neuverschuldung von 80 Milliarden Euro erlaubt sein.
Da jubelt die Parteilinke, die auch die Forderungen nach 7,50 Euro
Mindestlohn, der Abschaffung von Praxisgebühr und
Arzneimittelzuzahlung sowie Anrechnung des Partnereinkommens bei den
Hartz-IV-Sätzen ins Programm setzte. Wieder einmal düpierten die
Delegierten die Parteispitze, um die es ohnehin nicht zum Besten
bestellt ist.
Seit die Grünen ihre Galionsfigur Joschka Fischer verloren haben,
fehlt der Partei der Anführer. Das Spitzenduo Jürgen Trittin und
Renate Künast steht für eine Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen,
darf das nun aber nicht mehr laut sagen. Das wiederum freut vor allem
die Parteivorsitzende Claudia Roth, die die Westerwelle-FDP zum neuen
Feindbild auserkoren hat.
Ihre Attacken machen ein gemeinsames Bündnis nur schwer vorstellbar.
Wie aber eine grüne Regierungsbeteiligung außerhalb einer Ampel
entstehen soll, sagt Roth nicht. Dabei ist klar: Ohne ein
mittelgroßes Wunder bleibt eine Neuauflage von Rot-Grün nach der
Bundestagswahl ausgeschlossen. Zu allem Überfluss liegen die Grünen
in den Umfragen hinter der FDP und der Linken. So könnte aus dem
angestrebten Platz drei im Parlament schnell Rang fünf werden. Diese
Aussicht dürfte die Lust auf weitere vier Jahre Opposition abermals
vermindern.
Bliebe nur die Option Rot-Rot-Grün. Auch hierfür gilt das
Schweigegelübde. Noch. Damit dürfte es aber am 27. September vorbei
sein, wenn die Zahlen stimmen. Mit ihrem Parteitag haben sich die
Grünen nicht nur programmatisch, sondern auch emotional enttarnt. Die
Begeisterung für Gesine Schwan, die ja Synonym einer rot-rot-grünen
Allianz ist, sprach Bände. Die Grünen haben ein Zeichen gesetzt -
auch ohne Koalitionsaussage.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

202155

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu Protesten in Köln Osnabrück (ots) - Ein Gewinn Es gibt viele Gründe, Deutschland als eine großartige Heimat anzusehen. Einen unterstrichen die Kölner am Wochenende eindrucksvoll: Wo Neonazis gegen Minderheiten und Ausländer hetzen, stellt sich die Mitte der Gesellschaft geschlossen gegen die braunen Umtriebe. Es mag in einigen Regionen nicht in dieser Deutlichkeit gelten: Weltoffenheit und Toleranz sind jedoch zu unumstößlichen Grundwerten geworden, die diesem Land mit seiner verheerenden Geschichte gutgetan haben. Dies gilt auch beim Wandel des mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Grüne Osnabrück (ots) - Teure Versprechen Als Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein möchten die Grünen den Verzicht auf eine Koalitionsaussage verstanden wissen. Tatsächlich versuchen sie wohl nur, den Mangel an Machtperspektiven zu kaschieren. Sehr viele Optionen bleiben ihnen nämlich gar nicht. Ein Bündnis mit Union und FDP schließen sie selber aus, eine "Ampel" mit SPD und Grünen lehnen die Liberalen strikt ab, und zu einer Koalition mit Grünen und Linkspartei sagt die SPD Nein. Da bleibt allenfalls Schwarz-Grün oder Rot-Grün, wobei mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zur Steuerdebatte der Union Osnabrück (ots) - Freibier für alle? Es ist ganz einfach: Wer wie CDU-Chefin Angela Merkel Steuern senken möchte, muss auch sagen, wie er das finanzieren will. Bislang sind dazu aber nur vage Allgemeinplätze zu hören, die wenig glaubwürdig klingen. Man darf deshalb gespannt sein, ob Roland Koch, der das wirtschaftspolitische Profil der Union schärfen soll, mehr zu bieten hat. Dass er den Stein der Weisen findet, glaubt aber auch Koch selbst wohl nicht. Denn die Rahmenbedingungen für Steuersenkungen sind denkbar schlecht: Die Wirtschaft mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zum Papstbesuch im Nahen Osten Osnabrück (ots) - Positiver Auftakt Der schwierigere Teil des Papstbesuchs im Nahen Osten beginnt erst heute - in Israel. Mit großer Spannung wird weltweit beobachtet, was Benedikt XVI. in seiner Ansprache in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sagen, wie er sich an der Klagemauer verhalten wird. Riesige Erwartungen richten sich an das Kirchenoberhaupt. Verglichen damit war der bisherige Besuch in Jordanien der leichtere, weniger spektakuläre Teil seiner Reise. Doch schon jetzt wird man im Vatikan erleichtert aufatmen, dass dem mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Forderung nach Grundgesetz-Änderung unverständlich Köln (ots) - Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), lehnt eine Grundgesetzänderung zur besseren Bekämpfung von Piraten als überflüssig ab. "Die Forderungen der Bundeskanzlerin und des Bundesinnenministers nach einer Grundgesetzänderung zur Piratenbekämpfung sind absolut unverständlich", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe). "Selbstverständlich darf die Bundeswehr nach geltendem Recht gegen Piraten vorgehen. Der abgebrochene GSG9-Einsatz zur Befreiung deutscher Geiseln auf dem Schiff 'Hansa mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht