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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Nepal:

Geschrieben am 07-05-2009

Bielefeld (ots) - Lange hat es nicht gedauert. Nur etwa acht
Monate hielt sich die von Maoisten geführte Regierung in der dünnen
Höhenluft von Kathmandu. Für die meisten Nepalesen ist der Rücktritt
ein Grund, aufzuatmen. Der Allmachtsanspruch des Premierminister
Pushpa Kamal Dahal, besser bekannt unter seinem Namen aus
Guerilla-Zeiten »Comrade Prachanda«, hat am Ende alle anderen nur
noch genervt.
Formal ging es darum, ob die Regierung das Recht hat, einen General
zu entlassen. Tatsächlich sollte in der Armeespitze Platz für
»verdiente« Ex-Guerillakämpfer geschaffen werden. Dagegen legten sich
nicht nur die anderen Parteien, sondern auch das Oberste Gericht
quer.
Bei den Wahlen 2008 hatten die Maoisten den größten Stimmenanteil
gewonnen. Internationale Beobachter attestierten damals einen fairen
Verlauf - trotz massiven Drucks der ideologisch mit dem »Leuchtenden
Pfad« in einer Linie stehenden Guerilla auf die Wähler. Viele
Nepalesen votierten damals vor allem deshalb für die ehemaligen
Buschkämpfer, weil sie sich von deren Beteiligung an der Regierung
endlich Ruhe und Frieden erhofften.
Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Statt sich auf die großen
sozialen Probleme des armen Himalaya-Staates zu konzentrieren und
wenigstens die größten Verbrechen des zehnjährigen Bürgerkriegs
aufzuarbeiten, verzettelteten sich die Maoisten in einen
bürokratischen Kleinkrieg. Die Bevölkerung musste den Eindruck
gewinnen: Recht haben und Recht bekommen bleibt eine Frage des
politischen Einflusses.
Außenpolitisch nutzten die Chinesen ihren Einfluss bei den Maoisten,
um ihre Tibet-Politik abzusichern. Dabei spielte Peking mit harten
Bandagen. Weil Chinas Botschafter die Demonstrationen in Kathmandu
vor den Olympischen Spielen nicht verhindern konnte, wurde er kurz
darauf ersetzt. Klar, dass außer den Tibetern auch das Nachbarland
Indien diese Entwicklung mit Sorge beobachtet hat; mehr noch: Delhi
verstärkte seinerseits den Druck auf Nepal, in dem es weniger Strom
und Benzin lieferte. Unbezahlte Rechnungen bildeten den offiziellen
Grund. Zum Schluss wurden die Schlangen vor den Tankstellen immer
länger. Strom gab es in der Hauptstadt nur noch stundenweise.
Verstärkt wird die Energiekrise durch die regelmäßígen Streiks in der
dem Himalaya vorgelagerten Ebene Terai, wo die Minderheit der Madeshi
für ihre Rechte kämpft.
Was bringt die wahrscheinliche neue Mehrparteienregierung? Auf keinen
Fall eine Rückkehr zur Monarchie. Der letzte König, dessen Palast in
der Hauptstadt inzwischen in ein Museum umgewandelt und allgemein
zugänglich ist, genießt anders als sein Vorgänger in der Bevölkerung
keine Sympathie. Nicht ausgeschlossen ist dagegen, dass der
Bürgerkrieg neu aufflammt. Zu viele, vor allem junge Maoisten sahen
im Frieden ihre Erwartungen enttäuscht. Statt auf einem Staatsposten
landeten sie in der Arbeitslosigkeit.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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