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Südwest Presse: Kommentar zur Rente

Geschrieben am 06-05-2009

Ulm (ots) - Wie sicher ist die Rente? Diese bange Frage stellen
sich Generationen von Rentnern und Arbeitnehmern nicht erst, seit
Norbert Blüm 1986 als Arbeitsminister meinte, die Sicherheit per
Plakat bestätigen zu müssen. Seither gab es jede Menge Einschnitte,
die im Prinzip unvermeidbar, aber auch unpopulär waren. Ob die
Garantie, dass es zu keinen Rentenkürzungen kommt, tatsächlich für
mehr Vertrauen in die Sicherheit des Rentensystems sorgt, ist zu
bezweifeln. Die Bürger wissen, dass die Probleme groß sind.
Es geht um Generationengerechtigkeit - ein schwieriges Thema, schon
weil jeder etwas anderes darunter versteht. Pillenknick und steigende
Lebenserwartung bringen das Rentensystem durcheinander. Die Folgen
lassen sich nicht einfach wegdiskutieren, zumal die schwierigsten
Zeiten erst noch kommen. Rechnungen über das Jahr 2030 hinaus wagt
keiner anzustellen. Sicher ist nur eines: Das Rentenniveau wird
deutlich sinken.
Die Senioren erwarten nach langen Arbeits- und Beitragsjahren eine
auskömmliche Rente. Die Jungen müssen hohe Beiträge zahlen, viel
höhere als die heutigen Rentner zu ihren aktiven Zeiten. Dabei wissen
sie, dass sie selbst im Alter erheblich schlechter dastehen werden.
Wie belastbar dieser Spannungsbogen zwischen Alt und Jung ist, lässt
sich schwer sagen. Aber gerade die heutigen Rentner dürfen ihn nicht
überspannen. Sonst versuchen immer mehr Junge, sich aus der
gesetzlichen Rentenversicherung zu verabschieden.
Schon heute ist jeder dritte Wähler im Rentenalter, und der Anteil
nimmt weiter zu. Gegen so eine Macht ist schwer Politik zu machen.
Kein Wunder, dass Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) eiligst das
Versprechen abgab, dass es zu keinen Rentenkürzungen kommt, obwohl er
sie selbst für wahrscheinlich hält. Gerade angesichts der Macht der
Rentner ist es gefährlich, Illusionen zu schüren. Etwa, dass es ohne
Einschnitte und dadurch ein langfristig sinkendes Rentenniveau geht.
Auch an einer längeren Lebensarbeitszeit, also der Rente mit 67,
führt kein Weg vorbei. Denn Sozialpolitiker können Adam Riese nicht
außer Kraft setzen: Wer mehr verteilen will, muss es irgendwem
wegnehmen, entweder dem Beitrags- oder dem Steuerzahler. Beide sind
nicht endlos belastbar.
Für zusätzliche Spannung im System sorgt, dass an anderer Stelle mit
großen Summen nicht gegeizt wird, weder bei der Bankenrettung noch
bei den Altersbezügen von Managern. Es ist zwar gefährlich, einfach
alles in einen Topf zu werfen. Aber zweifellos droht beim kleinen
Mann das Gefühl zu entstehen, dass für ihn kein Geld mehr da ist,
weil es die Spitzen schon verprasst haben. Die Quittung könnte es
eines Tages bei den Wahlen geben.
Die meisten Renten sind schon heute nicht üppig. Künftig werden sie
noch mehr nur eine Basisversorgung sein. Die Altersvorsorge muss auf
möglichst viele Beine gestellt werden. Doch die Finanzkrise hat
gezeigt, dass auch private Vorsorge längst keine sichere Alternative
ist. Mancher Rentner hat viel Geld mit angeblich sicheren Anlagen
verloren. Die Lebensversicherer haben zwar die Turbulenzen bisher
erstaunlich gut überstanden. Aber ihre Renditen fallen immer magerer
aus. So manche Rechnung, die vor Jahrzehnten aufgestellt wurde, geht
nicht mehr auf.
Angesichts der vielfältigen Probleme sind Rentenpolitiker nicht zu
beneiden. Wohlfeile Versprechungen sind leicht gemacht, aber nicht zu
halten. Mit Sozialpolitik sind Wahlen nicht zu gewinnen, sondern
höchstens zu verlieren, wenn die Bürger das Gefühl haben, dass es
nicht gerecht zugeht. Alle Beteiligten müssen mit ihren Erwartungen
auf dem Boden bleiben. Sonst gibt es eines Tages ein sehr unschönes
Erwachen.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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