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Westfalenpost: Der große Bogen Köhler hielt eine globale Grundsatzrede

Geschrieben am 24-03-2009

Hagen (ots) - Von Bodo Zapp

Wenn der Bundespräsident zur "Berliner Rede" einlädt, erwarten die
Menschen kluge, wegweisende Worte, wie sie nur einer aussprechen
kann, der nicht in der Mühle der Tagespolitik steckt. Das begann 1997
mit der "Ruck-Rede" von Roman Herzog, die viel gelobt wurde und wenig
bewirkt hat. Auch Horst Köhler erhielt quer durch alle Parteien
Anerkennung für seine Mahnungen zu Anstand, Moral und Gerechtigkeit,
in Deutschland und der Welt.
"Tief beeindruckt", "zukunftsweisend", "inhaltsstark" - in der
Beurteilung dessen, was manche eine Bußpredigt nannten, waren die
führenden Politiker dicht beieinander. Nicht nur, weil Kritik an
einem Bundespräsidenten ungehörig wäre. Horst Köhler trat mit seiner
Rede auch niemandem so sehr auf die Füße, dass ihm Applaus schwer
gefallen wäre. Da konnten selbst diejenigen in den vorderen Reihen
beifällig nicken, die eigentlich ein Büßergewand tragen müssten.
Etwas mehr Schärfe als im Gedächtnis bleibende Würze wäre nicht
schlecht gewesen, doch das ist nicht Köhlers Stil. Er wollte wohl
auch nicht anecken, so kurz vor der von ihm angestrebten Wiederwahl
am 23. Mai.
Kritik an den Finanzmärkten, Lob für Regierung und Bundestag, die in
der Krise Handlungsfähigkeit bewiesen hätten, Anprangerung des
kurzfristigen Renditedenkens, Mahnung zu Anstand bei den Banken:
Alles was der Bundespräsident sagt, ist richtig und notwendig. Neu
ist es nicht. Wer auf konkrete Wegweisungen des ehemaligen Chefs des
Internationalen Währungsfonds gehofft hatte, sah sich enttäuscht. In
seiner ersten Rede sprach Köhler gestern genau das aus, was die
Menschen denken.
Vielleicht wäre es besser gewesen, es hätte keine zweite Rede
gegeben. Die es offiziell ja auch nicht gab. Gerne hätte man aus
berufenem Munde noch mehr über die Finanzkrise, ihre Verursacher und
die Konsequenzen gehört. Doch im zweiten Teil seiner Botschaft
widmete sich der Bundespräsident ausführlich seinem Spezialgebiet,
der globalisierten Welt. Da war der Bogen von den Nöten der
westafrikanischen Fischer über Klimawandel und Integration von
Ausländern bis zum Kampf gegen Armut weit gespannt. Der Norden muss
dem Süden helfen, das ist sein ehrenwertes Anliegen.
Die moralische Unterstützung aller ist sicher. Manchen Zuhörern wäre
vielleicht lieber gewesen, ihr Präsident hätte sich intensiver mit
ihrer persönlichen Lebensituation befasst. Das Auskommen mit weniger
Geld, die Angst vor der Arbeitslosigkeit - da wäre noch mehr zu sagen
gewesen.
Die Krise nutzen für eine bessere Welt, diesen Appell kann jeder
unterstützen. Ein wenig war es wie die Ansprache eines guten Vaters
an Kinder, die er ins Leben entlässt. Eine Vermächtnis-Rede könnte
man es auch nennen. Ein Satz bleibt haften: "Der Mensch lebt nicht
vom Brot allein!" Das ist eine gute Orientierung. Der Bundespräsident
hat nur die Macht des Wortes. Er hat sie nach besten Kräften genutzt.

Originaltext: Westfalenpost
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Pressekontakt:
Westfalenpost
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Telefon: 02331/9174160


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