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Westdeutsche Zeitung: Horst Köhlers Rede = von Alexander Marinos

Geschrieben am 24-03-2009

Düsseldorf (ots) - Nein, der Auftritt von Horst Köhler in Berlin
lässt sich nicht einfach als Rede eines Sparkassendirektors abtun.
Als solcher wurde der frühere IWF-Chef ja gerne verspottet, wenn man
ausdrücken wollte, dass ihm die Kleider des Bundespräsidenten ein
paar Nummern zu groß seien. Aber erstens ist die Bezeichnung
Sparkassendirektor in Zeiten der Finanzkrise alles andere als eine
Beleidigung. Sparkassendirektoren stehen für Solidität und Augenmaß,
für ein Wirtschaften ohne milliardenschwere Banker-Boni. Zweitens
gelang es Köhler, jene lange Linie von der Entstehung der Krise bis
hin zu ihrer möglichen Lösung zu zeichnen, die man in der Rede Angela
Merkels vor dem Bundestag schmerzlich vermisst hatte.
Hier der Bundespräsident, der Orientierung gibt, dort die
desorientiert wirkende Bundeskanzlerin: Deutlicher hätte Köhler gar
nicht werden müssen. Aber er wurde deutlicher. Und mit seiner Kritik
an der Großen Koalition traf er ins Schwarz-Rote. Haben Union und SPD
noch immer nicht begriffen, dass die Bürger für den Dauer-Streit
angesichts der sich überschlagenden Negativ-Prognosen zur Konjunktur
keinerlei Verständnis haben?
SPD-Chef Müntefering nutzt jede Gelegenheit, um auf die
Führungsschwäche der Kanzlerin hinzuweisen, und will nun sogar in dem
braven Unions-Fraktionschef Kauder den obersten Merkel-Verräter
ausmachen. Das ist so durchsichtig, dass man sich als Beobachter fast
beleidigt fühlt. Die CDU ist hin- und hergerissen zwischen
Ministerpräsidenten, Bundestagsfraktion und Kanzleramt - und schlägt
wütend um sich. CSU-Chef Seehofer schließlich versucht nicht einmal
mehr so zu tun, als ob ihm das Land mehr bedeute als seine Partei.
Dabei wäre ordentliches Regieren wichtiger denn je. Beispiel Opel:
Soll es Staatshilfen geben, oder lässt man den Konzern in die
Insolvenz abgleiten?
Die Volksparteien müssen sich jetzt zusammenreißen. Vorgezogene
Neuwahlen wären keine Alternative. Was soll auch dabei herauskommen?
Eine schwarz-gelbe Mehrheit? Köhler hat in seiner Rede Kritik an zu
viel Staatseinfluss zurückgewiesen. Das ging direkt an die Adresse
der FDP, die als einzige Partei aus der Krise bislang nichts gelernt
hat. Sie muss begreifen: Ihr Bundespräsidenten-Kandidat ist kein
radikaler Wirtschaftsliberaler.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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