WAZ: Afrika, Kondome, Katholiken -  Der Papst und sein Amtsverständnis  - Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 19-03-2009 |   
 
    Essen (ots) - Papst Benedikt wird die lautstarke Kritik an seinen  Kondom-Thesen als oberflächlich, ungerecht und uninformiert  betrachten - und sich davon herzlich wenig beeindruckt zeigen. Das  ist zwar schade, liegt aber auch daran, dass es sich die sehr  weltlichen, sehr parteipolitischen Kritiker Benedikts mitunter sehr  einfach machen.
      Erstens: Wer dem Papst Dogmatismus vorhält, verkennt das Wesen  einer Kirche: Die ist nicht nur Gemeinschaft der Gläubigen, also  abhängig vom Glauben ihrer Mitglieder, sondern auch:  Glaubensgemeinschaft. Sie gibt vor, was zu glauben ist. Das ist  natürlich nicht liberal, aber welche Kirche wollte je liberal sein?
      Zweitens: Benedikt ist kein dogmatischer, verschrobener, alter  Einzelgänger. Er bewegt sich in der Kontinuität seiner Vorgänger,  auch des weltweit so verehrten Johannes Paul, der Benedikt in puncto  Dogmentreue in nichts nachstand.
      Drittens: Rom war schon immer weit. Pfarrer vor Ort, der  Seelsorge, dem Tagesgeschäft sozusagen meist mehr verpflichtet als  dem Prinzipiellen, haben gemacht, was sie für richtig gehalten haben, zum Beispiel in Afrika Kondome verteilt oder schwangeren Frauen in  Not geholfen. Will sagen: Das Ausmaß von Barmherzigkeit ist durchaus  abhängig von der Entfernung zum Vatikan.
      Viertens: Darf man darum den Papst nicht kritisieren? Man muss.  Vor allem aus zwei Gründen: Wegen des Bildes, das er malt von seiner  Kirche, die eben doch auch unsere ist; und dann wegen der Dinge, die  Benedikt nicht sagte. Benedikt erweckt den Eindruck, die Dogmen der  Kirche seien immerwährend. Das sind sie nicht. Die katholische Kirche hat sich gewandelt, wenn auch oft spät oder aus Sicht vieler  Gläubiger zu langsam. Darum darf sie sich nicht hinter Dogmen  verstecken, sondern muss sich auch heute fragen, ob ihre Sexualmoral  noch zeitgemäß ist. Wenn die meisten der Gläubigen sich an die  Spielregeln nicht mehr halten, dann ist schon die Frage erlaubt, ob  daran die Spielregeln schuld sind. Und dann redet Benedikt leider  nicht mit heißem Herzen und aus brennender Sorge über die Würde der  Frauen, die durch Kondomverzicht existenziell verletzt wird.
      Fünftens: Schließlich Benedikts womöglich größtes Defizit: Anders als sein Vorgänger hat er nicht verinnerlicht, dass ein Papst stets  auch Politiker ist, wenn auch einer anderer Art. Nähme Benedikt seine Rolle an, er würde in Afrika weit mehr erreichen als durch  Ermahnungen, an die sich nicht einmal jene halten, die ihm zujubeln.
  Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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