WAZ: Amoklauf in Winnenden -  Einzelgänger am Ende ihres Krisenwegs  - Leitartikel von Norbert Robers
Geschrieben am 12-03-2009 |   
 
    Essen (ots) - Ob Littleton, Erfurt, Emsdetten oder jetzt  Winnenden: Ein solches Ausmaß an Gewalt sorgt für Entsetzen. Der  Schrecken sitzt tief. Wer den Schilderungen der Angehörigen oder der  Seelsorger zuhört, kann den Schock, den Schauder halbwegs  nachempfinden. In diesen Momenten, in denen häufig von Schicksal und  Zufälligkeiten die Rede ist, spürt jeder: Vielleicht habe ich einfach nur Glück gehabt.
      Diese Gefühle werfen Fragen auf, viele Fragen. Jeder Leser,  Zuschauer oder Zuhörer will verstehen, er will es zumindest  versuchen. Weil es so unglaublich klingt, dass ein 17-Jähriger zum  Massenmörder mutiert. Und weil schlüssige Antworten auch eine Art  Schutz bieten: Wer versteht, so hofft man im Innersten, kann  vorsorgen.
      Wer jedoch die Geschichte des Amoklaufs und die Lebensläufe der  Täter genauer studiert, der kommt unweigerlich zu dem Schluss: Jeder  Fall ist individuell, es gibt kein Muster und keinen Leitfaden, den  es nur auszuwerten gilt, um eine Wiederholung auszuschließen.
      Der Versuch einer Typisierung der jüngsten Amokläufer bleibt  daher notgedrungen an der Oberfläche. Meist handelt es sich um eher  unauffällige Einzelgänger, die selten Gefühle preisgeben, die zu  Selbstüberschätzung neigen, die mal mehr und mal weniger Misserfolge  hinter sich haben und die am Ende eines langen Krisenwegs ihre  unbeherrschbare Wut mit Waffengewalt entladen. Aber kennt nicht jeder von uns einen Nachbarn, Freund oder Bekannten, der diesem "Raster"  zumindest in Teilen entspricht, der aber gleichwohl nie zu einer  Schusswaffe greifen würde?
      Zehntausende Jugendliche hocken jeden Tag vor dem PC und schießen sich mit Killerspielen einen virtuellen Weg frei. Das ist traurig  genug. Und dass diese Art von Freizeitbeschäftigung eine enthemmende  Wirkung hat, ist ebenfalls unstrittig. Aber natürlich wird nicht  jeder Spieler zum Mörder, auch wenn er gleichzeitig als seelisch  labil gilt, ein Einzelgänger ist und keinen Schulabschluss hat.
      Vor jeder Bluttat gibt es Warn- und Alarmsignale. Nur sind es  eben nicht immer dieselben. Und vor allem bedarf es jemanden, der  diese Signale erkennt und ernst nimmt. Der den Betroffenen anspricht  und Fragen stellt. Es gibt viele gute Strategie-Ansätze, um  potenzielle Amokläufer rechtzeitig zu identifizieren und zu stoppen - schulinterne Krisenteams etwa. Aber die bittere Wahrheit lautet: Es  kann immer wieder passieren.
  Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
  Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion  Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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