Unbeschränkte Expansion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in die neuen Medien bedroht die Entwicklungsfähigkeit der privaten Rundfunkunternehmen
Geschrieben am 05-03-2009 |   
 
    Brüssel (ots) - Aus Anlass der heutigen Anhörung im Europäischen  Parlament über "die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks"  appellierten in Brüssel Vertreter der europäischen Medienindustrie an die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten, die Einhaltung der  Prinzipen eines fairen Wettbewerbs durch transparente Leitlinien für  die Aktivitäten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sicherzustellen. Diesem Aufruf schlossen sich der europäische Verband für Privates  Fernsehen (Association of Commercial Television in Europe, ACT), der  Verband Europäischer Radios (Association of European Radios, AER),  der Europäische Verlegerrat (European Publishers' Council, EPC), der  Europäische Verband der Zeitungsverleger (European Newspaper  Publishers' Association, ENPA) und der Verband Privater Rundfunk und  Telemedien (VPRT) aus Deutschland an.
     In der vom Kulturausschuss des Europäischen Parlaments  organsisierten Anhörung wurde auch die so genannte Rundfunkmitteilung diskutiert. Die Mitteilung ist aus dem Jahr 2001 und legt die  Grundsätze fest, die seitens der EU-Kommission bei der Anwendung der  Artikel 86 Absatz 2 und 87 EG-Vertrag für die staatliche Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gelten. Diese Vorgaben werden  derzeit durch die Generaldirektion Wettbewerb der EU-Kommission  überarbeitet. Ein neuer Text, dessen Schwerpunkt auf den Aktivitäten  der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Bereich der neuen  Medien liegt, soll zeitnah vorgelegt werden.
     Nach der Anhörung kritisierten eine Reihe von europäischen  Medienvertretern den Mangel an Objektivität und Ausgewogenheit in  dieser Debatte. Die Positionen der Printmedien, der privaten  Radiounternehmen und der Onlinepresse wurden - obwohl mehrfach  angefragt - in der Veranstaltung nicht gehört. Vielmehr wurde die  Diskussion von Vertretern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und  ihrer Angst, dass ihre Online-Aktivitäten durch jegliche Art von  Regulierung beeinflusst werden könnten, dominiert.
     Die Koalition der europäischen Medienvertreter begrüßte jedoch den Redebeitrag von Viviane Reding, EU-Kommissarin für  Informationsgesellschaft und Medien, als diese vor dem Ausschuss  sprach und die Bedeutung eines gesunden Gleichgewichts zwischen  Wettbewerbsrecht und Medienpolitik hervorhob.
     Ross Biggam, Director General ACT, der als einziger Vertreter des  privaten Sektors vom Ausschuss als Sprecher eingeladen worden war,  kommentierte die Situation wie folgt: "Wir appellieren an die  EU-Institutionen, unsere Bedenken zu berücksichtigen. Die  europäischen Verbraucher - und folglich die europäischen Steuerzahler - haben das Recht auf eine Rundfunklandschaft, in der die Linie  zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk eindeutig  gezogen wird. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Elemente  eines Ex-Ante-Tests, welcher ein perfektes Beispiel für die Anwendung des Subsisdiaritätsprinzips ist, sowie einer unabhängigen Kontrolle  bieten den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und den  Mitgliedstaaten die einmalige Chance, in der Zukunft einen wirklich  funktionierenden Medienmarkt zu garantieren."
     Im Lichte der Finanzkrise sind die etablierten Geschäftsmodelle  der privaten Medienanbieter zunehmend unter Druck. Daher ist es von  immer größerer Bedeutung, dass eine effektive Anwendung der  Beihilferegeln sichergestellt wird. Nur dadurch kann eine  Wettbewerbsverzerrung im Medienmarkt vermieden werden. Die privaten  Medienunternehmen sind dem derzeitigen wirtschaftlichen Klima im  Gegensatz zu ihren durch Beihilfe finanzierten Wettbewerben sehr viel stärker ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund hat die in einer Vielzahl  von EU-Staaten stattfindende Expansion des öffentlich-rechtlichen  Rundfunks in den Online-Bereich sehr viel stärkere Auswirkungen als  bisher.
     Angela Mills Wade, Executive Director EPC, betonte : "Es sollte  sichergestellt werden, dass der Markt der Online-Presse und somit  auch die Leser von der Vielzahl von Angeboten profitieren können,  ohne dass sie von einem dominanten durch Beihilfe finanzierten  Wettbewerber beschränkt werden. Die Vorteile der Ex-Monopolisten  durch Ausgaben, Inhalte und cross-mediale Nutzung sind so stark, dass sie selbst die besten Websites der Zeitungen verdrängen. Dies  gefährdet Investitionen des privaten Sektors in einer Vielzahl von  neuen Geschäftsbereichen."
     Valtteri Niiranen, Director of ENPA sagte: "Wir kritisieren die  Tatsache, dass nicht klar ist, welche neuen Dienste der  öffentlich-rechtliche Rundfunk anbieten darf. In einigen Ländern  werden die Verleger erheblich von den kommerziellen Aktivitäten des  öffentlich-rechtlichen Rundfunks beeinträchtigt. Als Konsequenz sahen sich die betroffenen Verleger gezwungen, die Fälle der  Wettbewerbsverzerrung vor die nationalen Regulierungsbehörden und in  einem zweiten Schritt auf EU-Ebene vorzulegen. Derzeit besteht keine  Klarheit darüber, was zum öffentlich-rechtlichen Auftrag gehört. Wir  benötigen eine  Ermahnung von europäischer Seite an die  Mitgliedstaaten, dass sie die Rolle des öffentlich-rechtlichen  Rundfunks klar definieren. Dies ist notwendig, um die bestehenden  Unsicherheiten zu beseitigen.
     Tobias Schmid, VPRT-Vizepräsident und Bereichsleiter Medienpolitik von RTL in Deutschland fügte hinzu: "Eine Reihe von Mitgliedstaaten  haben ihre Bedenken bezüglich einer Überarbeitung der  Rundfunkmitteilung zum Ausdruck gebracht. Diese Aufregung ist für uns nicht verständlich. Bei der derzeitigen Überarbeitung wird das  Subsidiaritätsprinzip vollumfänglich beachtet. Eine europäische  Harmonisierung der Regeln droht in keinster Weise. Unbedingt  notwendig sind allerdings eine effektive Kontrolle und Transparenz."
     22 Milliarden Euro wurden dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk im  Jahre 2007 von Regierungen in ganz Europa zur Verfügung gestellt. Der Fernsehmarkt ist somit der drittgrößte Empfänger von staatlichen  Beihilfen in der EU. Gerechte Wettbewerbsbedingungen zwischen  kommerziellen und staatlich-finanzierten Marktteilnehmern sind für  Innovationen sowie die Qualität der Inhalte bei den privaten Medien  essentiell. Dies gilt für den privaten Rundfunk ebenso wie für die  Print- und Onlinepresse.
     Die Europäische Kommission wird den neuen Entwurfstext zur  Überarbeitung der Rundfunkmitteilung von 2001 zeitnah  veröffentlichen. Dies wird zu einer Klärung  der derzeitigen Probleme führen und einen Überblick über die Aktivitäten des  öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Bereich der neuen Medien und  mobilen Plattformen erlauben.
     Frederik Stucki, Secretary General AER, sagte: "Wir plädieren für  eine klare Trennung der öffentlich-rechtlichen und der kommerziellen  Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen. Erst ein  transparentes System und eine saubere Kostenausweisung der  kommerziellen Aktivitäten des öffentlich-rechtlichen Sektors werden  gerechte Wettbewerbsbedingungen zwischen den Marktteilnehmern  schaffen. Nur so werden die europäischen privaten Medienunternehmen  im Bereich der neuen Medien bestehen und in der Lage sein, auch  künftig Millionen von Menschen qualitative hochwertige Inhalte  anbieten zu können."
     ***** Pressekontakt ACT:
  Ross Biggam			 Director General   			 Phone: +32-2-738 76 13		 GSM: +32-477-407 733		 E-mail: rb@acte.be	 		
  Utta Tuttlies Head of Communications Phone: +32-2-738 76 18 GSM: +32-495 - 24 64 67 E-mail: ut@acte.be
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  Frederik Stucki			 Secretary General			 Phone: +32.2.736.91.31.		 E-mail: aer@aereurope.org 	  
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  Simon Summers Press Relations Phone: +32-2-551 0190 E-Mail: simon.summers@enpa.be
  Originaltext:         Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6895 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6895.rss2
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