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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan

Geschrieben am 29-01-2009

Bielefeld (ots) - Die neue US-Regierung soll bei der Münchener
Sicherheitskonferenz nächste Woche einen »ersten Aufschlag« in der
Außen- und Sicherheitspolitik von Nahost, über Irak und Iran bis
Afghanistan planen. Das hat Konferenzleiter Wolfgang Ischinger ebenso
viel wie nichts sagend orakelt.
Dabei ist spätestens seit gestern klar, wohin die Reise insbesondere
am Hindukusch geht. Washington lässt soeben den afghanischen
Präsidenten Hamid Karsai mit Glanz und Gloria fallen.
Der elegante Paschtune pflegte engste Beziehungen mit Barack Obamas
Vorgänger George W. Bush. Jetzt ist der kurze Draht ins Weiße Haus
gerissen.
Zu viel versprochen, zu wenig gehalten. Auf diesen kurzen Nenner
lässt sich die gewandelte Einschätzung Karsais in den USA bringen.
Hohe Nato-Offiziere im Isaf-Hauptquartier in Kabul haben schon länger
auf Korruption, Misswirtschaft, Bereicherung und spurlos
verschwundene Millionenbeträge im dreistelligen Bereich hingewiesen.
Richard Holbrooke, Obamas Sonderbeauftragter für Afghanistan und
Pakistan, wird im politischen Washington dieser Tage mit einer
Bewertung der afghanischen Regierung aus dem Mai 2008 zitiert: »Sie
ist schwach; sie ist korrupt; sie hat eine sehr dünne
Führungsschicht; sie ist intern zerstritten; sie hat nie einen
wichtigen Drogenbaron festgenommen.« Und: »Ohne bessere Leistung der
afghanischen Regierung kann der Krieg gegen die Taliban nicht
gewonnen werden.«
Vordergründig geht es im Augenblick um die Frage, ob die
ausländischen Militärs massiv vorgehen können gegen eine
Rauschgiftindustrie, die den Aufstand der Taliban mitfinanziert. In
Wahrheit wollen zögerliche Generale nur eine klarere Befehlslage
haben, bevor normale Kriminelle als vermeintliche Terroristen durch
Nato-Kugeln sterben.
Mehr noch: Wenn sie wirklich gegen die Verantwortlichen für 80
Prozent der Welt-Heroinproduktion vorgehen wollten, müssten sie als
erstes Karsais Halbbruder verhaften, vor Gericht stellen und gemäß
den Gesetzen der islamischen Republik Afghanistan womöglich
hinrichten lassen.
In diese Abgründe mag sich auch die Obama-Administration nicht herab
begeben. Deshalb vollzieht sie die Trennung vom Karsai-Clan - und
baut diskret einen noch unbekannten Nachfolger auf. Holbrooke wusste
schon vor einem Jahr: »Es gibt eine Menge qualifizierter,
beeindruckender Afghanen in dem Land.«
Die gestern angekündigte Verschiebung der Präsidentenwahl auf den 20.
August erscheint damit in einem ganz anderen Licht. Nach der
Verfassung endet Karsais Amtszeit am 22. Mai und 30 bis 60 Tage
vorher müsste eigentlich gewählt werden. Kabul führt jetzt
Sicherheits- und Finanzprobleme sowie technische Schwierigkeiten als
Begründung für den Verzug an. Der Chef der Wahlkommission erklärte
zugleich, dass Karsai bis nach der Wahl im Amt bleiben dürfe.
Man könnte, Weiterungen nicht ausgeschlossen, auch von »Putsch«
sprechen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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