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Westdeutsche Zeitung: Gaza-Krieg = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 15-01-2009

Düsseldorf (ots) - Es gibt nicht nur asymmetrische Kriege. Es gibt
in jedem Krieg auch asymmetrische Wahrnehmungen. Im Gaza-Krieg sind
diese besonders ausgeprägt. So erregt der Beschuss des
Hauptquartieres der UN mit drei Verletzten durch die israelische
Armee eine größere Aufmerksamkeit als das tägliche Sterben Dutzender
Menschen. Immerhin nahm Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon den
Fehlschuss zum Anlass, endlich einmal die Zahl der palästinensischen
Opfer als "unerträglich" zu brandmarken.
Ein weiteres Beispiel für eine verzerrte Wahrnehmung sind die Opfer
auf israelischer Seite: So wird gern übersehen, dass die Zahl der
getöteten Soldaten durch sogenanntes friendly fire der eigenen
Streitkräfte bereits die Zahl der Opfer übersteigt, die bisher der
Raketenbeschuss der Hamas in den israelischen Siedlungen gefordert
hat. Diese Einäugigkeit leisten sich nicht nur die Krieg führenden
Israelis, sondern auch die meisten Regierungen des Westens und viele
Medien ebenso.
Der Blick der Bundesregierung auf diesen Krieg scheint besonders
verzerrt zu sein. Es war zwar ein unbestreitbarer Verdienst der
Kanzlerin, das Existenzrecht Israels zu einem Teil der deutschen
Staatsräson zu erklären. Diese Selbstverpflichtung aus der Geschichte
zwingt Angela Merkel aber nicht, das unerträgliche Blutvergießen zu
übersehen, das Israel im Gazastreifen anrichtet. Wer die
Verantwortung für diesen Krieg ausschließlich bei der Hamas verortet,
beraubt sich der Möglichkeit, im Gespräch mit den israelischen
Partnern die Unverhältnismäßigkeit ihrer Kriegsführung zu
kritisieren.
Es gehört allerdings zu den Perversionen jedes Krieges, dass die Zahl
der unschuldigen Opfer ohnehin kaum noch einen Einfluss darauf hat,
wann das Töten ein Ende nimmt. Einem solchenDurchbruch steht ein
verhängnisvolles Dilemma im Weg: Israel kann seinen Waffengang kaum
mehr beenden, bevor die Hamas nicht die Raketenbefeuerung auf
grenznahe Siedlungen einstellt. Nach der zynischen Logik der Hamas
aber garantiert gerade die steigende Zahl der palästinensischen Opfer
ihre weitere Stärkung im Vergleich zu den gemäßigten Kräften der
Fatah. Gegen diese Aufrüstung des Hasses sind die militärischen
Erfolge der Israelis marginal.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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