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Berliner Morgenpost: Die Schulleiter aus Berlin-Mitte haben Mut - Kommentar

Geschrieben am 12-01-2009

Berlin (ots) - Der Brief ist eine Bankrotterklärung. 68
Schulleiter aus Mitte legen schriftlich dar, dass sie gegenwärtig
nicht mehr in der Lage sind, den vom Schulgesetz auferlegten
Bildungsauftrag guten Gewissens zu erfüllen. Gute Schüler würden
scharenweise aus dem Bezirk oder dem öffentlichen Schulsystem
fliehen, heißt es weiter. Nüchtern und durchaus bemüht, Panikmache zu
vermeiden, wenden sich die Schulleiter an die zuständigen Politiker
auf Bezirks- und Senatsebene. Sie fordern Gehör, bitten um mehr
Wertschätzung für ihre anstrengende Arbeit und um eine ehrliche
Diskussion über die bittere Realität.
Die Probleme, die sie benennen, sind nicht neu. Die Forderungen, die
sie aufstellen, sind keinesfalls außergewöhnlich. Gebundene
Ganztagsschulen fordern ausreichend Personal und Räumlichkeiten, um
das Konzept einer ganztägigen Schule umsetzen und nicht nur Betreuung
anbieten zu können. Schulen in sozialen Brennpunkten rufen nach mehr
Unterstützung, um dem hohen Anteil von Schülern aus Migranten- oder
sozial benachteiligten Familien gerecht werden zu können. Außerdem
geht es um die langfristige Einstellung geeigneter Hausmeister und
Sekretärinnen sowie um eine angemessene bauliche Unterhaltung der
Schulen. Auch mehr Sozialarbeiter und Schulpsychologen werden
gefordert.
Das alles sind Grundvoraussetzungen, um einen guten Schulbetrieb zu
gewährleisten. Es geht hier nicht um die Einforderung zusätzlicher
Angebote oder Ausstattungen, sondern um dringend nötige
Rahmenbedingungen dafür, Schüler angemessen zu unterrichten und im
Wettbewerb mit Privatschulen gerüstet zu sein.
Der Brief der Schulleiter ist mutig. Endlich wird laut und deutlich
Farbe bekannt. Nicht alle Schulen sind gleich betroffen, aber alle
Schulleiter haben unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie auf die prekäre
Lage aufmerksam machen. Es ist immerhin der Regierungsbezirk, in dem
Armut, Sprachnot, jugendliche Intensivtäter, Schulabbrecher und
Analphabetentum sich ballen.
Dass immer mehr bildungsbewusste Eltern den öffentlichen Schulen des
Bezirks den Rücken kehren und ihre Kinder an Privatschulen anmelden,
ist angesichts der benannten Tatsachen nachvollziehbare Notwehr. Und
wird noch verständlicher, wenn die Schulleiter in ihrem Brief
berichten, dass Schüler der 10. Klassen in Mitte aufgrund ihrer
Leistungen viel geringere Ausbildungschancen als in anderen Bezirken
haben und die Vermittlungsquote in Ausbildung zumindest an den
Haupt-, Gesamt- und Realschulen so gut wie nicht mehr vorhanden ist.
Angesichts der von den Schulleitern aufgeführten Fakten ist eines
klar: Die 50 Millionen Euro, die 2009 zusätzlich für die Sanierung
der Schulen bereitgestellt werden sollen, sind ein Tropfen auf den
heißen Stein. Die tatsächlichen Probleme wird dieses Geld nicht
lösen. Hier sind andere Strategien gefragt. Die erste: Die
verantwortlichen Politiker müssen den Tatsachen endlich offen ins
Gesicht sehen. Die Realität darf nicht mehr länger tabu sein.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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