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Lausitzer Rundschau: TV-Dokumentation zu begleitetem Freitod / Quote mit dem Tod

Geschrieben am 11-12-2008

Cottbus (ots) - Wie lange ist ein Leben lebenswert? Das ist eine
höchst sensible Frage, auf die es keine allgemeingültige Antwort
gibt. Jeder Mensch, und das ist schwer genug, muss da mit sich selbst
ins Reine kommen. Die meisten tun es erst, wenn eine schlimme
Diagnose sie dazu zwingt. Wie das bei Craig Ewert war, dessen
gefilmter Freitod jetzt für Schlagzeilen sorgte, wissen wir nicht.
Nachvollziehbar ist, dass der ehemalige Universitätsprofessor, der an
einer unheilbaren Nerven- und Muskelkrankheit litt, sein Leben nicht
mehr als solches empfand. Er konnte nicht mehr selbstständig atmen,
nicht mal mehr die Arme bewegen, musste künstlich ernährt werden.
Angst hatte er davor, nicht mehr reden, niemandem sagen zu können,
dass er furchtbar leidet.
Ein Mensch, für den der Tod eine Erlösung ist, der das Risiko nicht
eingehen will, sich zu Tode quälen zu müssen. Ein paar Tage länger zu
leben, stellt unter diesen Umständen keinen Gewinn dar, auch nicht
mit Palliativmedizin. Craig Ewert wollte sterben, bevor es
unerträglich würde zu leben. Es war sein Leben und der Suizid seine
Entscheidung. Das sollte respektiert werden können. Dass andere
Menschen, etwa aus religiösen Gründen, zu einem anderen Schluss
kommen mögen, ist ebenso zu akzeptieren - es gibt eben keine
einfache, keine gültige Antwort.
Der 59-Jährige wollte wohl sicher gehen, dass sein Wille respektiert
wird und hat sich deshalb an die Schweizer Organisation Dignitas
gewandt, die ihm beim Sterben half. Aber warum musste dabei eine
Kamera laufen, musste das Sterben eines Menschen im Fernsehen gezeigt
werden? Hat er das auch so gewollt? Sicher, der Tod ist ein in
unserer Gesellschaft noch immer eher verdrängtes Phänomen, der
Freitod bei unheilbarer Erkrankung ein kontrovers diskutiertes
ethisches Problem, um das sich auch der Gesetzgeber herumzuschummeln
versucht. Ob allerdings ein den Voyeurismus bedienender Film die
Debatte wirklich fördert, darf bezweifelt werden. Noch schlimmer,
wenn damit Quote gemacht worden ist.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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