(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Wowereit muss sich wieder um Berlin kümmern - Kommentar

Geschrieben am 10-12-2008

Berlin (ots) - Klaus Wowereit ist ein Instinktpolitiker. Er spürt,
wann es Zeit ist, mal wieder ein Zeichen zu setzen. Und diesen Moment
hielt Berlins Regierender Bürgermeister offensichtlich gestern für
gekommen. Mit seinem Vorschlag, 50 Millionen Euro zusätzlich für die
Berliner Schulen locker zu machen, springt der bis dahin zögerliche
Wowereit auf den Zug auf, der bundes- und weltweit in Richtung auf
mehr staatliche Investitionen für die Bildung und zur Stützung der
regionalen Ökonomie rast. Er überholt damit seine Koalitionspartner
von der Linkspartei, die schon lange öffentlich fordert, mehr Geld in
den öffentlichen Gebäudebestand zu investieren. Indem Wowereit seinen
Vorstoß einen Tag nach der Sitzung des Senats lanciert, will er
Initiative und Führungsstärke zeigen, anstatt brav und loyal den
Beschluss eines Kollegialorgans zu verkünden.
Dass die 50 Millionen Euro nur deshalb vorhanden sind, weil die von
Wowereit geführte Berliner Verwaltung unfähig ist, das Geld für
reguläre Bauinvestitionen im laufenden Jahr für sinnvolle Projekte
auszugeben, ist jedoch auch wieder kein Ruhmesblatt für die rot-rote
Koalition und ihren Chef.
Aber Rot-Rot braucht dringend positive Nachrichten. Ihre zwar knappe,
aber lange stabile Mehrheit in den Umfragen haben SPD und Linkspartei
inzwischen verloren. Die Linke stagniert auf ihrem erreichbaren
Niveau von rund 16 Prozent, die SPD rutscht tendenziell ab, auch weil
aus dem Bund keine positiven Impulse kommen. Die Berliner CDU geht
gestärkt aus ihrer Führungskrise hervor und kann den Abstand zur SPD
deutlich verkürzen. Wenn der neue CDU-Landes- und
Fraktionsvorsitzende Frank Henkel es noch schafft, sich in Berlin
bekannter zu machen und sein Themenspektrum glaubhaft über die
Innenpolitik hinaus zu erweitern, kann er sich zu einer Bedrohung für
den sieggewohnten Wowereit entwickeln. Es liegt wieder ein Hauch von
Spannung in der Luft in der Berliner Landespolitik.
Zumal Wowereits Image als "Everybody's Darling" der Berliner Politik
gelitten hat. Noch nie in den letzten drei Jahren war weniger
"Wowi"-Euphorie als heute. Die Zahl derjenigen, die mit ihm zufrieden
sind, sinkt. Vor allem unter den Wählern von Grünen und Linkspartei
schwindet die Begeisterung. Wowereits Zufriedenheitswerte sind für
Berliner Verhältnisse immer noch gut. Im Vergleich zu anderen
populären Landeschefs steht der Berliner nicht ruhmreich da.
Es rächt sich für Wowereit, dass er zuletzt die stadtpolitischen
Themen stiefmütterlich behandelt und fast ausschließlich auf
bundespolitische Effekte geschielt hat. Führungsstärke hat Wowereit
schon letzte Woche bewiesen, als er mit seinem Ja im Bundesrat zur
Erbschaftssteuer heftigen Krach mit der Linken provozierte. Das war
ein Zeichen, auch in Richtung Bund. Aber letztlich wollen die Wähler
in der Stadt überzeugt werden, dass der Regierende Bürgermeister ihre
Probleme ernst nimmt und löst - zum Beispiel in den Schulen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

176015

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Datenschutz Bielefeld (ots) - Verbraucher werden künftig besser vor Missbrauch ihrer persönlichen Daten geschützt. So will es Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, und so hat es gestern das Kabinett beschlossen. Das ist gut, aber beileibe kein Grund zum Jubeln. Erstens kommt das Gesetz viel zu spät. Erst die massiven Datenmissbrauchsskandale dieses Jahres haben die Politik wachwerden lassen, obwohl Datenschützer schon seit langem vor den Missbrauchsgefahren gewarnt hatten. Nun sind die illegal verhökerten Verbraucherdaten in der Welt. Kein Gesetz mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Teufelskreis (Kommentar zu Piraten) Mainz (ots) - Nun wird Deutschland also auch am Horn von Afrika verteidigt - allerdings nicht zum ersten Mal. Vor 31 Jahren befreite die GSG9 auf dem Flughafen von Mogadischu deutsche Urlauber, die von arabischen Terroristen in der Lufthansa-Maschine "Landshut" gefangen gehalten wurden. Es war die Zeit des Deutschen Herbstes 1977, die Araber wollten nach der Schleyer-Entführung Druck auf die Bundesregierung ausüben, um die RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe aus dem Gefängnis freizupressen. Schon 1977 zeigte sich, dass die Frontlinien mehr...

  • Allg. Zeitung Mainz: Eigentlich selbstverständlich (Kommentar zu Datenhandel) Mainz (ots) - Drogenhandel und Morde sind verboten. Trotzdem wird getötet und gedealt. Diebstahl ist ebenfalls ein Verbrechen, gestohlen wird trotzdem. Das zeigt, dass die Wirkung von Gesetzen beschränkt ist. Das gilt auch für den mittlerweile verbreiteten illegalen Datenhandel. Mit verschärften Regeln und höheren Strafen lassen sich zwar nicht alle Täter abschrecken, die Taten aber sehr wohl erschweren. Insofern wird auch ein verbesserter Datenschutz, wie ihn die Bundesregierung jetzt plant, nicht alle Auswüchse beseitigen. Dennoch zielen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Piraten Halle (ots) - Denn so notwendig die Bekämpfung der Piraten seitens der Europäischen Union ist, so sinnlos ist sie dauerhaft auch. Die Piraterie hat nämlich Ursachen. Die eine liegt in einem Mangel an Lebensgrundlagen. Die Gewässer vor der Küste sind durch internationale Flotten praktisch leergefischt. Die zweite Ursache ist der Mangel an Staatlichkeit in dem ostafrikanischen Land. Wo es nur Bürgerkriege, aber keine funktionierende Regierung gibt, da können sich keine Wirtschaft und keine Gesellschaft entwickeln. Die internationale Gemeinschaft mehr...

  • Rheinische Post: Herr Köhler, übernehmen Sie! Kommentar VON MICHAEL BRÖCKER Düsseldorf (ots) - Es wäre nicht das erste Mal, dass Bundespräsident Horst Köhler ein Gesetz der großen Koalition stoppt. Beim Verbraucherinformationsgesetz, dem Lissabon-Vertrag und der Privatisierung der Flugsicherung hat der Bundespräsident quasi als "letzte Instanz" verfassungswidrige Gesetze verhindert und die Koalition zu Nachbesserungen ermahnt. Gleiches könnte der Reform der Erbschaftsteuer widerfahren. Willkür, wohin das Auge reicht. Vermacht ein Unternehmer den Betrieb an seinen Sohn, zahlt der unter Umständen keine Steuern. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht