 Allg. Zeitung Mainz: Richtig und nützlich - zu Hartz IV
Geschrieben am 14-11-2008 |
Mainz (ots) - Darf man Kinder für ihre Eltern bestrafen? Niemand
wird dies ernsthaft befürworten. Bei den Hartz-IV-Empfängern ist dies
aber der Fall. Sie leiden unter der Langzeitarbeitslosigkeit der
Eltern, weil es materiell an allen Ecken und Enden fehlt. Ganze 2,54
Euro darf das Essen für den Nachwuchs am Tag kosten. So sehen es die
Regelsätze vor. Ein Mittagsgericht in der Ganztagsschule aber kostet
fast drei Euro. r Grund ist der in keiner Weise zureichende Regelsatz
für den Lebensunterhalt, der für die Kinder der Empfänger des
Arbeitslosengeldes II vorgesehen ist. Der vermutete Bedarf ist eine
mehr oder minder willkürliche Annahme, die mit der Realität nicht
viel zu tun hat. Nun will Berlin das Existenzminimum von Kindern
genauer bestimmen, verzögert aber den fälligen Bericht. Denn
zwangsläufig werden die Bedarfssätze heraufgesetzt werden müssen.
Eine alternde Gesellschaft aber kann sich die Verweigerung von
Investitionen in die Jugend nicht leisten, von der moralischen Frage
gar nicht zu reden. Ganz so einfach wie es scheint, ist die Lösung
allerdings nicht. Mehr Geld wandert in unverantwortlichen
Elternhäusern schnell in den Topf für alle oder geht für Tabak und
Bier drauf. Da ist ein intelligenteres Unterstützungssystem gefragt,
das es leider noch nicht gibt. Auch personengebundene Sachleistungen
lösen das Problem nicht allein. Der Staat muss über den Hebel
Unterstützung mehr Einfluss auf eine aussichtsreiche Entwicklung der
betroffenen Kinder nehmen. Er muss das Richtige mit dem Nützlichen
kombinieren. Sonst zieht er sich die nächste Generation von
Hilfsempfängern selbst heran.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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