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Kölnische Rundschau: Kölnische rundschau Kommentar zu Hessen

Geschrieben am 09-11-2008

Köln (ots) - Neuer Realismus?

NORBERT WALLET, Berlin, zur Entwicklung in Hessen

Frau Ypsilanti hat sich ent
schieden, nicht noch ein drit
tes Mal gegen dieselbe Wand
zu laufen. Bei den kommenden
Landtagswahlen in Hessen wird
ein anderer, nämlich der außer
halb Hessens restlos unbe
kannte Thorsten Schäfer-Güm
bel, die SPD führen. Das kann
man in Hinblick auf Ypsilanti
immerhin als eine behutsame
Wiederannäherung an die Rea
lität betrachten.

Aber allzu viel Häme ist fehl am
Platze. Natürlich ist Ypsilanti ei
ne Gescheiterte, auch deshalb,
weil sie naiv glaubte, Politik sei
eine durch und durch rationale
Veranstaltung, in der sich Man
date nüchtern zu Mehrheiten
addieren lassen. Ihre Partei hat
eine Zeit des emotionalen Aus
nahmezustands hinter sich. Die
linke hessische Frontfrau hatte
es in einem atemberaubenden
Wahlkampf geschafft, Amtsin
haber Roland Koch alt ausse
hen zu lassen. Und noch in der
Wahlnacht schien der Macht
wechsel zu Rot-Grün möglich.
Der Rausch der Begeisterung
hat dann fast der gesamten
Partei die Sinne vernebelt. Es
durfte einfach nicht sein, dass
Koch davonkommt. Ist jetzt tat
sächlich neuer Realismus ein
gekehrt?

Offenbar hofft Ypsilanti, die
Politik weiter mitgestalten zu
können. Der neue Mann ist ein
enger Vertrauter. So etwas ist
meistens schief gegangen, aber
das ist allein Sache der Hes
sen-SPD. Der Neue sagt "nie
mals nie" zu Koalitionen, und
das heißt, die Wähler wissen
nun genau, dass die SPD zur
Not auch mit den Linken pak
tiert. Insofern wird die kom
mende Wahl tatsächlich ehrli
cher sein. Zu dieser Ehrlichkeit
gehört auch die Einsicht, dass
die neue Stärke Kochs nicht
seiner Politik geschuldet ist.
Der haben die Wähler das
Zeugnis schon ausgestellt.

Die Bundes-SPD ist ganz zu
frieden. Sie hofft, dieses lei
dige Dauerthema rechtzeitig
vor den Bundestagswahlen los
zuwerden. Diese Hoffnung al
lerdings trügt. Auch Frank-Wal
ter Steinmeier wird allerorten
zu erklären haben, warum im
Bund demnächst nicht möglich
sein darf, was in Ländern kein
Skandal mehr sein soll. Ein
Trost: Immerhin lässt sich die
se Frage inhaltlich ganz über
zeugend beantworten.

Originaltext: Kölnische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2

Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de


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