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Westdeutsche Zeitung: Die SPD schickt in Hessen einen fast Unbekannten ins Rennen = von Martin Vogler

Geschrieben am 09-11-2008

Düsseldorf (ots) - Schäfer-Wer? - Am Ratespiel mit dem Doppelnamen
des neuen Spitzenkandidaten der hessischen SPD haben viele ihren
Spaß. Denn außerhalb seines Wahlkreises Gießen-Land kannten Thorsten
Schäfer-Gümbel bislang nur Insider. Die SPD zerrt einen aus der
dritten Reihe nach vorne. Jemanden aus der ersten Garde hätte sie
auch nicht bekommen. Spitzenleute haben nämlich etwas zu verlieren -
und wollen sich nicht als Zählkandidaten verschleißen lassen. Denn
die Chancen, dass die SPD in Hessen im kommenden Jahr den
Ministerpräsidenten stellt, sind extrem gering.
Mit Schäfer-Gümbels Kür sind sie sogar weiter gesunken. Was nichts
mit dem extrem kurzen Wahlkampf oder der Kompetenz des
Politikwissenschaftlers zu tun hat, sondern mit seiner politischen
Nähe zu Andrea Ypsilanti. Denn diese Personalentscheidung steht nicht
für einen Neuanfang, wie er nach dem misslungenen Flirt mit den
Linken dringend nötig wäre. Stattdessen wird ein Ypsilanti-Getreuer
ins Rennen geschickt.
Sogar in dem unwahrscheinlichen Fall eines SPD-Sieges und einer
Regierungsbildung unter Schäfer-Gümbel hätte der formale Chef kaum
Gestaltungsspielraum. Der Schatten Ypsilantis, die ja den Partei- und
auch den Fraktionsvorsitz nicht abgegeben hat, würde ihn erdrücken.
Wenn CDU-Ministerpräsident Koch im bevorstehenden Turbo-Wahlkampf
keinen kapitalen Bock schießt, dürfte ihm nach dieser
SPD-Entscheidung der Sieg, wahrscheinlich gemeinsam mit der FDP, kaum
zu nehmen sein. Was absurderweise sogar heimliche Freude bei der
Bundes-SPD auslösen könnte. Denn das die Partei nervende
rot-rot-grüne Gespenst aus Hessen wäre dann wenigstens aus den
Schlagzeilen. Zu störend wäre weiteres Theater der Marke Ypsilanti
für die 2009 anstehenden Europa- und Bundestagswahlen gewesen.
Andererseits lassen die Appelle aus Berlin, die hessische SPD solle
auf keinen Fall eine mögliche Koalition - auch mit der Linkspartei -
ausschließen, aufhorchen: Für den unerwarteten Fall, das Wahlergebnis
ließe es zu, gäbe es in Wiesbaden eine Regierungsbeteiligung der
Linken. Und selbst Franz Müntefering findet das richtig. Eine
Entwicklung, die - bei allem Staunen über die Personalie
Schäfer-Gümbel - bemerkenswert ist.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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