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Westdeutsche Zeitung: Hessen = von Alexander Marinos

Geschrieben am 07-11-2008

Düsseldorf (ots) - Andrea Ypsilanti hat Politik-Geschichte
geschrieben. Noch nie ist es einem Politiker gelungen, in so kurzer
Zeit einen grandiosen Wahlerfolg in eine derart vernichtende
Niederlage zu verwandeln. Zusätzlich bitter für Ypsilanti ist, dass
sie den Absturz ihrer Partei selbst verursacht hat, den Aufstieg
zuvor aber nicht. Hessens Ministerpräsident Koch hatte im Januar vor
allem wegen seines Krawall-Wahlkampfes satte zwölf Prozentpunkte
verloren. Er baute seine Herausforderin durch eigene Fehler auf. Nun
bedankt sie sich, indem sie es umgekehrt tut.
Mindestens ebenso verrückt ist, dass Andrea Ypsilanti noch immer
Partei- und Fraktionschefin der Hessen-SPD ist. In anderen
Landesverbänden hätten schon weniger dramatische Situationen zwingend
dazu geführt, dass die Nummer eins zurücktritt. Womöglich glaubt die
verhinderte Ministerpräsidentin, mit einem Zählkandidaten bei der
Neuwahl das Schlimmste verhindern zu können, um dann in fünf Jahren
ihr Traumziel doch noch zu erreichen. Ein Irrglaube! Da die SPD im
Januar heftige Verluste einfahren wird, muss sich Ypsilanti dann auf
jeden Fall einen neuen Job suchen. Da kann sie auch gleich gehen.
Man kann nur vermuten, dass SPD-Chef Franz Müntefering entsprechend
Druck
ausübt. Kurzfristig ist der Schaden für die Bundespartei erheblich,
weil durch die Vorgänge in Wiesbaden der neue Schwung, der vom
Berliner Parteitag ausging, nicht mehr wirkt. Langfristig könnte das
jähe Aus einer rot-roten Zusammenarbeit in Hessen der Bundes-SPD aber
auch Vorteile bringen. Denn der Union ist zur Bundestagswahl im
September die Möglichkeit einer Roten-Socken-Kampagne genommen.
Es wird nun spannend sein zu beobachten, ob die Parteien in Hessen
aus ihren Fehlern gelernt haben. Wird Ypsilanti zum dritten Mal "mit
dem selben Kopf gegen die selbe Wand rennen"? Und was macht "Mister
Unverwüstlich" Roland Koch? Wird er - gegen seine Natur - die kluge
Strategie der vergangenen Monate durchhalten und sich demütig
zurückhalten? Immerhin haben alle eines begriffen: Die
Ausschließeritis führt in die Sackgasse. Demokratische Parteien
müssen miteinander koalieren können. Nur dann werden die "hessischen
Verhältnisse" eine geschichtliche Episode bleiben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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