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Rheinische Post: Amerika erfindet sich heute neu

Geschrieben am 03-11-2008

Düsseldorf (ots) - von Sven Gösmann

Fast zwei Jahre Wahlkampf um die US-Präsidentschaft liegen hinter
Barack Obama und John McCain. Kein Tag verging ohne Umfragen, die
meist einen Vorsprung für den Demokraten Obama verhießen, seltener
ein Kopf-an-Kopf Rennen, das McCain Hoffnung gäbe. Kein Tag auch ohne
Nachrichten aus beiden Lagern, wobei es Obamas Wahlkampfmaschine
geschickter verstand, Luftschlösser der Hoffnung zu bauen. Eines
sollten wir Deutschen uns jetzt schon bewusst machen: Wer auch immer
die Wahl gewinnt, wird kein "europäischer Präsident" sein, sondern
immer zuerst US-Interessen betonen und durchsetzen. So dürfte im
Falle eines Falles auch die romantische Verklärung Obamas schnell vom
Wind der Realitäten weggeweht werden.
Und doch ist diese Wahl schon heute ein Gewinn. Einmal mehr hat die
amerikanische Demokratie ihre Kraft unter Beweis gestellt, sich in
den größten Krisen neu zu erfinden. Nicht Männer des Establishments
treten dabei gegeneinander an, sondern Nonkonformisten. Nur einer wie
Obama konnte wohl Hillary Clinton als Kandidatin verhindern, um an
die tragische Figur dieser Wahlschlacht zu erinnern. Minorität statt
weißer Frau - die Demokraten entschieden sich für den großen Schritt.
Barack Obama ist der erste schwarze US-Politiker an der Schwelle des
Weißen Hauses. Mit seiner Lebensgeschichte, wenn auch keine typische
für das schwarze Amerika, ist er Symbol der Durchlässigkeit der
US-Gesellschaft. Der charismatische Redner verfügt nicht über die
Erfahrung McCains, ein unbeschriebenes Blatt ist er deswegen nicht
mehr. Wer es durch das Stahlbad des Wahlkampfs schafft, wurde einmal
von Kopf bis Fuß durchleuchtet, hat Positionen zu allen Fragen der
Politik entwickeln müssen - was oft übersehen wird, weil es hinter
der Personalisierung des Wahlkampfs verschwand.
McCain ist ebenfalls ein Außenseiter, ein "Maverick", ein
Unabhängiger. Die Unterstützung für ihn im konservativen Lager blieb
verhalten. Er inszenierte sich als neuer Republikaner, grenzte sich
von Amtsinhaber Bush ab. Doch Kriegsheld McCain, der ursprünglich mit
seiner Erfahrung in Sicherheitsfragen punkten wollte, verfiel in die
Herausforderer-Rolle, während Obama spätestens in der Finanzkrise in
die Position des präsidialen Kennedy-Wiedergängers schlüpfte. McCains
Nominierung der wirren Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin
wirkte da wie ein weiterer Fehlgriff.
Obama und McCain haben sich den faszinierendsten Wahlkampf aller
Zeiten geliefert. Auf einen von ihnen wartet nun das Amt des
mächtigsten Mannes der Welt. Dieses Amt hat die Menschen, die es
innehatten, immer stärker verändert, als es umgekehrt den Menschen
gelang, das Amt zu verändern. Doch ist es keine zu gewagte Prognose,
dass das Weiße Haus einen bemerkenswerten neuen Bewohner bekommt. So
oder so.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
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Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2304


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